Einsatzbereich Schule

Freiwilliges Soziales Jahr in einer Gemeinschaftsschule der besonderen Art

Ein Einsatzstellenbericht von Jan-Luca Krause

Jan-Luca Krause (19) beendet gerade seinen Freiwilligendienst an der Alemannenschule Wutöschingen. Doch die Alemannenschule ist keine gewöhnliche Schule. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen in seiner Einsatzstelle und was ihn überhaupt zum FSJ motiviert hat.

Was ist das Konzept der Alemannenschule und was macht sie so besonders?

Das Schulkonzept der Alemannenschule unterscheidet sich zunächst mal grundlegend von dem anderer Schulen. Hier in Wutöschingen am Hochrhein lernen nämlich alle Kinder überwiegend selbstständig.

Jede:r Schüler:in hat einen eigenen Arbeitsplatz sowie eine:n persönliche:n Ansprechpartner:in. Diese:r führt mit den Schüler:innen wöchentlich ein fünfzehnminütiges Coachinggespräch durch. Darin werden sowohl alle schulischen Ziele für die kommende Woche besprochen als auch über private Probleme geredet.

In der Alemannenschule gibt es keine klassischen Lehrer:innen und Klassenzimmer. Lernen kann man dort, wo man sich am wohlsten fühlt. Entweder im ruhigen Lernatelier, auf dem Marktplatz oder aber auch am Schreibtisch zu Hause.

Gelernt wird mit einem Tablet und der eigens entwickelten „Digitalen Lernplattform“ (kurz DiLer). Hat ein:e Schüler:in Fragen, so kann er/sie jederzeit seine:n Lehrer:in um Hilfe bitten oder einen kurzen Input zu dem jeweiligen Thema besuchen. Diese Inputs werden wöchentlich für die Schüler:innen angeboten und sind selbstverständlich freiwillig.

Ich finde, die Alemannenschule ist eine sehr besondere Schule, da hier jede:r Schüler:in die Möglichkeit hat, selbstständig im eigenen Tempo zu lernen. Es kann also gut sein, dass ein:e Schüler:in in Mathe auf Hauptschulniveau arbeitet, dafür in Deutsch aber auf Gymnasialniveau. So eine Option hatte ich in meiner Schulzeit leider nicht.

 

Was waren anfangs die größten Herausforderungen für dich?

Als ich im letzten September an der Alemannenschule in Wutöschingen begann, war ich anfangs schon etwas verwundert. Es war einfach alles anders als auf einer normalen Schule. „Lehrer:innen“ heißen hier nicht „Lehrer:innen“, sondern „Lernbegleiter:innen“. „Schüler:innen“ heißen „Lernpartner:innen“. Und statt von „Tests“ spricht man hier von „Gelingensnachweisen“.

Ich könnte hier noch viele weitere Begriffe nennen, die auf der Alemannenschule einen anderen bekommen Namen. Man kann sich sicher vorstellen, dass dies eine große Herausforderung für mich war, sich all diese neuen Namen zu merken und im richtigen Moment anzuwenden. Schließlich war ich zwölf Jahre andere Begriffe gewohnt.

Warum hast du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entschieden?

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich zunächst gar nicht vor ein FSJ zu machen. Ich wollte nach meinem Abitur auf Reisen gehen und die Welt erkunden. Leider hat mir da das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war vielmehr die Idee meiner Eltern, sich für ein FSJ zu bewerben. Dennoch kann ich jetzt sagen, dass die Entscheidung auf meine Eltern zu hören und sich für ein FSJ zu bewerben goldrichtig war.

Und wie sieht so ein typischer Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf sah eigentlich fast immer identisch aus. Dennoch gab es nicht den einen festen Tagesablauf. Ich startete meine Arbeit morgens im Lernatelier. Dort überprüfte ich die Anwesenheit der Kinder trug dies in das digitale Schultagebuch ein. Und anschließend hatte ich über den Tag verteilt verschiedene Aufgaben.

Mein Hauptaufgabenbereich war sicherlich das Lernen mit den Kindern. Diese kamen bei Fragen zu mir und ich habe versucht ihnen möglichst weiterzuhelfen. Zu meinen weiteren Aufgaben zählten das Erstellen und Korrigieren von Arbeitsblättern. Hierfür hat die Schule einen eigenen Editor entwickelt.

Was nimmst du aus deinem FSJ mit?

So einfach es klingt – Erfahrung und viele schöne Erinnerungen. Ich habe gelernt mit Kindern umzugehen und mit ihnen zu arbeiten. Dabei ist nicht jedes Kind gleich. Manche verstehen ein Thema schneller, manche ein bisschen langsamer. Hier habe ich gelernt, die nötige Geduld mitzubringen, um so jedem einzelnen Kind weiterzuhelfen.

 

– Jan-Luca Krause (19), machte ein FSJ in der Alemannenschule Wutöschingen