Freiwilligendienst im Bereich Umwelt in Mexiko

weltwärts-Einsatzstelle unter der Lupe

Sandy Jotzer absolviert derzeit ihren Freiwilligendienst im Bereich Umwelt. Mit dem DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V. reiste sie nach Mexiko. Im Interview berichtet sie von ihrem Bewerbungsprozess und ihrer kreativen Lösung den Freiwilligendienst zu finanzieren. Welche Aufgaben sie in dem Projekt übernimmt und welche Kompetenzen sie im Auslandsjahr erwirbt, lest ihr hier.

Oder hört euch die Podcast-Folge mit Sandy an

 

 

„Insgesamt habe ich das Gefühl, dass mich dieser Freiwilligendienst unglaublich bereichert, sowohl im Hinblick auf die persönliche als auch auf die berufliche Entwicklung.“ (Sandy Jotzer)

Bewerbung beim DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V.

Wie hast du deine Entsendeorganisation, den DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V., gefunden?

Sandy Jotzer: Für mich war von vorneherein klar, dass ich meinen Freiwilligendienst gerne in einem spanischsprachigen Land, in Südamerika machen möchte. Ich habe deshalb bewusst nach Organisationen gesucht, die dort Projekte anbieten und bin während meiner Recherche auf den DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V. gestoßen. Dort habe ich zwei Projekte entdeckt, die mich sehr angesprochen haben. Ich hatte mich auch bei anderen Organisationen beworben, aber beim DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V. hatte ich nach dem Kennenlerntag einfach das beste Gefühl und auch den Eindruck, dass die zur Auswahl stehenden Projekte am besten zu mir und meinen Interessen passen.

 

Wie lange im Voraus hast du dich beworben?

Sandy Jotzer: Ich habe mich im Dezember des Vorjahres beworben, also circa neun Monate vor dem Beginn des Freiwilligendienstes. Aktuell gibt es für meine Einsatzstelle „Casita de Barro“) für das Jahr 2023/24 noch einen freien Einsatzplatz. In diesem Fall ist auch eine kurzfristige Bewerbung möglich.  

 

Kannst du uns berichten, wie du Spenden gesammelt hast?

Sandy Jotzer: Ich habe im Familien- und Bekanntenkreis von meinem Freiwilligendienst berichtet und auch meine Eltern haben in ihrem Freundeskreis Werbung gemacht. Den größten Teil meiner Spenden habe ich aber der PIENSA!-Stiftung zu verdanken. Vor meinem Freiwilligendienst habe ich nach Stiftungen recherchiert, die Projekte im Nachhaltigkeits- und Umweltbildungsbereich fördern und bin dabei auf die PIENSA!-Stiftung gestoßen. Die Stiftung unterstützt gezielt auch Freiwilligendienste junger Menschen im Umweltbereich. Ich habe die Stiftung angeschrieben und mich und meine zukünftige Einsatzstelle vorgestellt. Und siehe da: Sie haben mir tatsächlich ihre Unterstützung zugesichert und beteiligen sich mit einem monatlichen Beitrag. Zudem, wollen sie auch die Spendenkreise zukünftiger Freiwilliger des „Casita de Barro“, sprich meine Nachfolger*innen, unterstützen.

Andere Freiwillige haben in Vereinen, in denen sie aktiv sind, um Unterstützung gebeten oder hatten einen Infostand auf ihrem Schulfest mit selbstgemachten Produkten, die sie verkauft haben. Viele haben Flyer gestaltet und eine Freiwillige hat einen Artikel in der Heimatzeitung angestoßen. Ein Großteil der Freiwilligen hat sich dafür entschieden, ihr Kindergeld zu spenden. Es gibt also viele verschiedene Möglichkeiten, den Freiwilligendienst zu finanzieren.

 

Was hat dich besonders an Mexiko gereizt?

Sandy Jotzer: Tatsächlich hatte ich mich zunächst auf ein Projekt in Peru beworben. Sowohl Peru als auch Mexiko haben mich gereizt, da ich gerne meine Spanischkenntnisse verbessern wollte. An Mexiko finde ich die kulturelle Vielfalt des Landes besonders interessant. Vor allem die Mischung aus prähispanischer und spanischer Kultur macht Mexiko zu einem bunten und lebensfröhlichen Land, das eine unglaublich diverse und faszinierende Landschaft zu bieten hat.

 

Aufgaben im Projekt "Casita de Barro"

Was hat dich besonders an dem Projekt zur Aufforstung angesprochen?

Sandy Jotzer: Letzten Endes war es die Vision der Organisation, die mich überzeugt hat: Denn „Casita de Barro“ hat viel mehr als nur ein Aufforstungsprojekt zu bieten. Das Ziel der Organisation ist es, die Dorfbewohner*innen eines kleinen Dorfes durch partizipative Bildungsmaßnahmen dabei zu unterstützen, ihre natürlichen Ressourcen zu erhalten, das indigene Wissen wiederzubeleben und alternative nachhaltige Bewirtschaftungsmodelle auszuprobieren. Während meines Freiwilligendienstes kann ich ein Teil von all dem sein und lerne auf vielen verschiedenen Ebenen mehr über die Welt und über mich selbst.

 

Bringst du praktische Fähigkeiten mit, die du in diesem Projekt einsetzen kannst?

Sandy Jotzer: Vor meinem Freiwilligendienst habe ich Gesundheitswissenschaften studiert, in diesem Studiengang sind Umwelt und Nachhaltigkeit eher Randthemen. Dennoch habe ich in Methoden zur Projektplanung und Wissensvermittlung gelernt, die mir bei meiner Arbeit im „Casita de Barro“ weiterhelfen.

 

Welche Aufgaben übernimmst du in deinem Projekt?

Sandy Jotzer: Den größten Teil meiner bisherigen Zeit habe ich in den Gärten des Projekts verbracht, die den Landwirten als Modell für nachhaltige Wirtschaftsweisen dienen sollen. Hier bin ich für das Anpflanzen verantwortlich, die Bewässerung, Instandhaltung und Pflege der Beete und Bäume und das Herstellen von organischen Düngemitteln und biologischen Pflanzenschutzmitteln. Außerdem koordiniere ich zusammen mit meiner Chefin Ina die Aktivitäten der Studierenden, die in diesem Semester ihren sozialen Dienst bei uns ableisten und uns tatkräftig bei allen anfallenden Arbeiten unterstützen. Es wird also nie langweilig.

Darüber hinaus war ich aber auch mit der Planung meines eigenen Umweltbildungsprojektes für die 4. Klasse der Dorfschule beschäftigt, das wir ab Februar umsetzen werden. Jeder, der im „Casita de Barro“ mitarbeitet, seien es Studierende, Praktikanten un Praktikantinnen oder eben auch Freiwillige, hat die Möglichkeit, ein eigenes Projekt entsprechend der eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln und umzusetzen. Das ist eine super Möglichkeit, meine eigenen Ideen einzubringen und gibt mir das Gefühl, einen wertvollen Beitrag zu leisten. Nebenbei erlange ich dabei weitere Kompetenzen, wie Planungs-, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Eigenmotivation und interkulturelle Kompetenz.

In deinem Projekt geht es um Wiederaufforstung, Bodenregeneration, Verbesserung der Grundwassersituation, nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln. Hat sich dein Bewusstsein für diese Punkte verändert? Was wirst du aus diesem Perspektivwechsel nach Hause mitnehmen?

Sandy Jotzer:Ich habe mich in Deutschland schlecht gefühlt, wenn ich die riesigen Mengen an verarbeiteten und verpackten Lebensmitteln in den Supermärkten gesehen habe, von denen wir wahrscheinlich gerade mal die Hälfte tatsächlich bräuchten. Mein Respekt für die Natur und meine Wertschätzung für die Ressourcen, die sie uns zur Verfügung stellt, ist während meiner Arbeit hier aber auf jeden Fall gestiegen. Und auch mein Bewusstsein für den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft, die am Ende alle in unseren Lebensmitteln landen ist gestiegen. Zurück in Deutschland werde ich noch gezielter auf einen ökologischen und lokalen Konsum achten und auch meine Mitmenschen noch aktiver auf die Missstände aufmerksam machen. Außerdem werde ich bestimmt auch das eine oder andere Gemüse oder Obst selbst anpflanzen.

 

Du bist in Mexiko, einem Land, das nicht gerade als sicher gilt. Wie sicher, wie gut aufgehoben und betreut fühlst du dich?

Sandy Jotzer: Ich bin im Bundesstaat Puebla, der als einer der sichersten Mexikos gilt. Am meisten Angst habe ich hier vor den Straßenhunden. Aber auch an die habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Wenn man sich an die Regeln hält, im Dunkeln nicht allein unterwegs ist und seinen Standort teilt, trägt das zur Sicherheit bei. Wir Freiwilligen hatten ein von weltwärts organisiertes Sicherheitsbriefing in der Deutschen Botschaft und auch in unserer ersten Woche hier in Mexiko wurden uns viele Sicherheitshinweise gegeben. Ich fühle mich insgesamt sehr gut aufgehoben und betreut.

 

Wie waren deine Spanischkenntnisse vor dem Freiwilligendienst und wie kamst du damit zurecht?

Sandy Jotzer: Ich habe an meiner Uni vorher einen Spanischkurs auf dem Niveau A2 gemacht. Viel praktische Übung hatte ich aber nicht. Am Anfang war es für mich ein wenig frustrierend, nicht alles verstehen zu können, aber mit der Zeit werden sowohl das Verstehen als auch das Sprechen immer besser. In den ersten drei Monaten hier vor Ort hatte ich auch einen Sprachkurs zusammen mit den anderen Freiwilligen, der mir viel geholfen hat.