Ist der demografische Wandel in den Freiwilligendiensten angekommen?

Teilnehmerzahlen in den Freiwilligendiensten

Die Schulabgangszahlen der vergangenen 10 Jahre sind rückläufig: Um etwa 17% ist in dieser Zeit die Schulabgangskohorte, d. h. die Gruppe der Schulabsolvent:innen und Schulabbrecher:innen eines Jahrgangs, geschrumpft (vgl. Statistisches Bundesamt). Der demografische Wandel führt also dazu, dass jedes Jahr immer weniger Schülerinnen und Schüler eine weiterführende oder berufliche Schule verlassen. Eine Trendwende ist hier auch in den kommenden Jahren nicht zu erwarten.

Dennoch konnten die Freiwilligendienste des Badischen Roten Kreuzes im selben Zeitraum kontinuierlich steigende Teilnehmerzahlen verbuchen. Womöglich konnte die hohe Bereitschaft in Baden-Württemberg, sich bei einem Freiwilligendienst sozial zu engagieren, die Effekte des demografischen Wandels bislang ausgleichen. Immerhin entschieden sich im Jahr 2020 insgesamt 13% der Schulabgangskohorte in Baden-Württemberg für einen Freiwilligendienst – mehr als in jedem anderen Bundesland (vgl. Bertelsmann Stiftung).

Die von der Pandemie stark geprägten Jahrgänge 2020/21 und 2021/22 waren die größten Jahrgänge, die wir beim Badischen Roten Kreuz bislang verzeichnen konnten. Die Freiwilligendienste boten vielen Jugendlichen in dieser schwierigen Zeit eine willkommene Alternative zu Ausbildung, Studium und Auslandsaufenthalten. Leider zeichnet sich dieser Trend im aktuellen Jahrgang nicht ab: Die Teilnehmendenzahlen für den Jahrgang 2022/23 sind rückläufig und das Badische Rote Kreuz ist hierbei nicht allein. Andere Träger berichten von ähnlichen Entwicklungen.

Konkret haben sich zum November 2022 insgesamt -11% weniger für einen Freiwilligendienst beim Badischen Roten Kreuz entschieden als noch im Jahr zuvor. Lässt man die pandemiegeprägten Jahrgänge zunächst außen vor, schwächt sich diese Diskrepanz etwas ab. Dennoch müssen wir im Vergleich zum Jahr 2019 einen Rückgang um -4% verbuchen.
Ein gewisser postpandemischer Nachholbedarf wird hierbei sicherlich eine Rolle spielen – die Möglichkeiten, die inzwischen jungen Menschen wieder offen stehen, sind vielfältiger als in den Vorjahren. Jedoch deutet einiges darauf hin, dass der demografische Wandel auch an den Freiwilligendiensten nicht spurlos vorübergehen wird. Er wird uns in den nächsten Jahren sicherlich weiter beschäftigen.