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Ein großartiges FSJ mit den ganz Kleinen!

Ich bin Nina, 20 Jahre alt und mache mein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kindergruppe HAIDI e. V. Und so kam ich zu meiner FSJ-Stelle:

 

Nach meinem Abitur hatte ich erst mal gar keinen Plan, was ich überhaupt machen soll oder in welche Richtung ich beruflich gehen möchte. Meine Schwester hatte damals dann auch ein FSJ gemacht, aber für mich war FSJ immer nur Altenpflege oder Kindergarten, aber es gibt ganz viele unterschiedliche Bereiche, die man damit entdecken kann. Meine Mutter hat mir dann geholfen, den Kontakt zur Kindergruppe HAIDI e. V. aufzubauen, in der ich selbst auch schon als Kleinkind war.

Zuerst war ich mir sehr unsicher, ob ich mit Kindern von 1-3 Jahren überhaupt umgehen kann – das ist eben schon eine große Verantwortung, – aber ich habe von Anfang an und auch weiterhin viel Unterstützung von meinen Kolleg:innen bekommen. Rückblickend ist es mir echt leicht gefallen, in der Kindergruppe anzukommen und meine Aufgaben zu verstehen. Meine erste Anleiterin ist inzwischen die Leitung, aber auch der Wechsel zu meiner jetzigen Anleiterin war gar kein Problem, weil das Team sehr gut zusammenarbeitet und ich auch mit allen ein gutes Verhältnis habe.

Neulich hatten wir unseren Betriebsausflug, bei dem ich auch mitkommen durfte. Durch diesen Ausflug habe ich mich noch mehr mit meinen Kollegen angefreundet. Die Atmosphäre im Team ist vertraut und haben auch viel Spaß. Was ich an dem Team sehr schätze, ist, dass ich nicht nur als Aushilfe gesehen und behandelt werde, sondern dass alles auf Augenhöhe besprochen und erledigt wird. Beispielsweise teilen wir alle Aufgaben – sei es, die Tische zu putzen, die Geschirrspülmaschine auszuräumen oder die Kinder zu wickeln – in der Gruppe auf. Es wird darauf geachtet, dass z. B. die Putzsachen nicht nur an uns FSJler abgedrückt werden.

 

Und so sieht ein typischer Arbeitstag von mir aus:

Ich habe zweimal die Woche Frühschicht, bei der ich dann erst mal die Gruppenzimmer so richte, damit die Kinder später dort spielen können. Und auch das Bad richte ich so her, dass dort die Kinder dann gewickelt werden oder aufs Klo gehen können. Nach und nach treffen dann die Kinder ein. Anfangs sind beide Gruppen zusammen in einem Zimmer, aber wenn viele Kinder da sind, teilen wir die Gruppen auf.

Um halb zehn wird dann zusammen mit den Kindern aufgeräumt und es gibt Frühstück. Da helfe ich natürlich beim Aufräumen, aber auch beim Händewaschen und schaue danach, dass jedes Kind sein Lätzchen holt und anzieht. Vor dem Essen gibt es dann noch einen Tischspruch, den sich die Kinder aussuchen dürfen und dann verteilen wir das Frühstück. Es gibt immer Hausbrot und dann verschiedenes dazu, z. B. Reiswaffel oder auch mal Joghurt.

Nach dem Frühstück wird jedes Kind gewickelt und wenn gutes Wetter ist, gehen wir meistens eine Runde spazieren oder auch mal in den Garten. Bei schlechtem Wetter nutzen wir den Turnraum oder malen und basteln etwas mit den Kindern.

Um 12 essen die Kinder dann das Mittagessen, da uns warm geliefert wird. Hier gilt das gleiche wie beim Frühstück: Aufräumen, Hände waschen und Lätzchen holen. Und den Kindern, die noch nicht allein mit Besteck essen können, helfen wir natürlich, aber wir motivieren sie auch selbstständig zu essen und es zu lernen, mit dem Besteck richtig umzugehen.

Nach dem Essen geht es dann für einen Teil der Kinder in den Schlafraum, wo sie schlafen können. Währenddessen habe dann auch ich eine Pause. Nach meiner Pause wachen dann nach und nach die Kinder auf. Dann helfe ich ihnen beim Anziehen und anschließend dürfen sie noch so lange spielen, bis die ersten Kinder gegen 15 Uhr abgeholt werden. Mit den anderen Kindern gehen wir danach häufig noch etwas raus. Um 16 Uhr gibt es, wenn die Kinder möchten, noch ein kleines Vesper mit Brot und Obst.

Bis spätestens 16:50 Uhr wurden dann alle Kinder abgeholt. Und wenn ich an diesem Tag später gekommen bin, dann helfe ich noch beim Aufräumen. Damit die Putzleute gut putzen können, müssen nämlich alle Sachen hoch gestellt werden. Danach heißt es Feierabend!

 

Ich mache nun seit 6 Monate mein FSJ und ich habe es nicht ein einziges Mal bereut. Durch mein FSJ weiß ich nun, was ich später machen will: Ich möchte gerne Kindheitspädagogik studieren und bin schon fleißig daran, mich zu bewerben. Die Arbeit mit den 1–3-Jährigen in der HAIDI hat mein Interesse geweckt, vor allem die pädagogischen Hintergründe zu verstehen zu wollen, z. B., wenn ein Kind spezielle Anzeichen auf Entwicklungsstörungen zeigt oder auch generell die individuelle Entwicklung eines Kindes interessiert mich total. Ich bin dankbar, dass ich durch mein FSJ meine berufliche Richtung gefunden habe. Das war vorher nicht so klar, denn mein Abitur habe ich an einem Wirtschaftsgymnasium gemacht und die soziale Richtung, die ich jetzt eingehen möchte, gar nicht so im Blick gehabt. Ich finde, es lohnt sich echt für jeden, auch mal andere berufliche Richtungen auszuprobieren. Man gewinnt immer an Erfahrung!

 

Was ich aus meinem FSJ hier mitnehmen werde, ist auf jeden Fall das Lachen der Kinder, die ich ins Herz geschlossen habe. Aber natürlich auch Erfahrungen, wie z. B., wie ich damit umgehe, wenn Kinder sich verletzen, sich streiten oder auch einfach mal bockig sind. Es ist aber auch eine schöne Erfahrung, wie Erzieher:innen generell bei der Entwicklung eines Kindes mithelfen können. Solche kleinen Dinge, wie, dass sie meinen Namen können, obwohl sie noch nicht so viel reden können oder sie einen morgens mit einem Lächeln begrüßen, sind für mich Gründe, warum ich total gerne zu meiner Arbeit gehe!

–  Nina Bayerl (20), macht ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Freiburg in der Kindergruppe "Haidi e. V.

 

 

 

 

Jugend trifft Politik!

Wie kommt man eigentlich dazu sich politisch zu engagieren? Wieso gibt es aktuell so viele Probleme im Gesundheitswesen und was wird die Politik dagegen tun? Was kann die Politik eigentlich machen, um die Situation von jungen Menschen und Freiwilligendienstleistenden zu verbessern? Und sollte man einer Partei beitreten, auch wenn man nicht in allen Bereichen inhaltlich mit ihr übereinstimmt?

Große Fragen hatten sich 18 Freiwillige aus unterschiedlichen Einsatzstellen in der Region Konstanz und Tanja Rebman und Marc Vo Van von der SPD in Konstanz bei einem Seminartag mit dem Motto „Jugend trifft Politik!“ gestellt.

Und die Antworten, auf die sie gemeinsam gekommen sind, scheinen einfach: Mehr Taschengeld aber auch mehr Anerkennung für Freiwilligendienstleistende – auch von Seiten der Gesellschaft und der zukünftigen Arbeitgeber, bessere Bezahlung für die Fachkräfte im Gesundheitssektor. Und warum sollte man sich jetzt nochmal politisch engagieren? Weil es Spaß macht, etwas verändern zu können!

 

Tanja Rebmann und Marc Vo Van geben dann auch noch Einblicke in die Parteiarbeit: Natürlich ist man sich in der Politik und auch innerhalb einer Partei nicht immer über alles einig – vieles wird kontrovers diskutiert, aber Meinungsverschiedenheiten sind auch bereichernd. Diskutieren und Kompromisse finden, gehöre da einfach zum Prozess dazu.

Parallelen gab es diesbezüglich auch bei einer gemeinsamen Übung, die die Freiwilligen zusammen mit unseren Gästen aus der Politik durchgeführt hatten: Die Aufgabe bestand darin, gemeinsam als Gruppe aus Dominosteinen ein Bild zu erstellen, in dem sich mindestens drei Straßen kreuzen. Leichter gesagt als getan! Auch hier musste man zunächst Ideen entwickeln, Impulse setzen, die Ideen anderer hinterfragen und zugleich andere von der eigenen Idee überzeugen. Auch das gehört zur Politik.

 

Tanja Rebman leitet das Wahlkreisbüro Bundestagsabgeordneten Dr. Lina Seitzl (SPD), ist selbst Stadträtin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD in Konstanz . Marc Vo Van  ist Kreisvorsitzender der Jusos in Konstanz.

Das Treffen sollte ursprünglich mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Lina Seitzl stattfinden. Leider war Lina Seitzl kurzfristig verhindert, Tanja Rebman und Marc Vo Van sind kurzerhand für sie eingesprungen. Herzlichen Dank!

 

 

Freiwilligendienst im Bereich Umwelt in Mexiko

weltwärts-Einsatzstelle unter der Lupe

Sandy Jotzer absolviert derzeit ihren Freiwilligendienst im Bereich Umwelt. Mit dem DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V. reiste sie nach Mexiko. Im Interview berichtet sie von ihrem Bewerbungsprozess und ihrer kreativen Lösung den Freiwilligendienst zu finanzieren. Welche Aufgaben sie in dem Projekt übernimmt und welche Kompetenzen sie im Auslandsjahr erwirbt, lest ihr hier.

 

„Insgesamt habe ich das Gefühl, dass mich dieser Freiwilligendienst unglaublich bereichert, sowohl im Hinblick auf die persönliche als auch auf die
berufliche Entwicklung.“ (Sandy Jotzer)

 

Bewerbung beim DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V.

Wie hast du deine Entsendeorganisation, den DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V., gefunden?

Sandy Jotzer: Für mich war von vorneherein klar, dass ich meinen Freiwilligendienst gerne in einem spanischsprachigen Land, in Südamerika machen möchte. Ich habe deshalb bewusst nach Organisationen gesucht, die dort Projekte anbieten und bin während meiner Recherche auf den DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V. gestoßen. Dort habe ich zwei Projekte entdeckt, die mich sehr angesprochen haben. Ich hatte mich auch bei anderen Organisationen beworben, aber beim DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e.V. hatte ich nach dem Kennenlerntag einfach das beste Gefühl und auch den Eindruck, dass die zur Auswahl stehenden Projekte am besten zu mir und meinen Interessen passen.

 

Wie lange im Voraus hast du dich beworben?

Sandy Jotzer: Ich habe mich im Dezember des Vorjahres beworben, also circa neun Monate vor dem Beginn des Freiwilligendienstes. Aktuell gibt es für meine Einsatzstelle „Casita de Barro“) für das Jahr 2023/24 noch einen freien Einsatzplatz. In diesem Fall ist auch eine kurzfristige Bewerbung möglich.  

 

Kannst du uns berichten, wie du Spenden gesammelt hast?

Sandy Jotzer: Ich habe im Familien- und Bekanntenkreis von meinem Freiwilligendienst berichtet und auch meine Eltern haben in ihrem Freundeskreis Werbung gemacht. Den größten Teil meiner Spenden habe ich aber der PIENSA!-Stiftung zu verdanken. Vor meinem Freiwilligendienst habe ich nach Stiftungen recherchiert, die Projekte im Nachhaltigkeits- und Umweltbildungsbereich fördern und bin dabei auf die PIENSA!-Stiftung gestoßen. Die Stiftung unterstützt gezielt auch Freiwilligendienste junger Menschen im Umweltbereich. Ich habe die Stiftung angeschrieben und mich und meine zukünftige Einsatzstelle vorgestellt. Und siehe da: Sie haben mir tatsächlich ihre Unterstützung zugesichert und beteiligen sich mit einem monatlichen Beitrag. Zudem, wollen sie auch die Spendenkreise zukünftiger Freiwilliger des „Casita de Barro“, sprich meine Nachfolger*innen, unterstützen.

Andere Freiwillige haben in Vereinen, in denen sie aktiv sind, um Unterstützung gebeten oder hatten einen Infostand auf ihrem Schulfest mit selbstgemachten Produkten, die sie verkauft haben. Viele haben Flyer gestaltet und eine Freiwillige hat einen Artikel in der Heimatzeitung angestoßen. Ein Großteil der Freiwilligen hat sich dafür entschieden, ihr Kindergeld zu spenden. Es gibt also viele verschiedene Möglichkeiten, den Freiwilligendienst zu finanzieren.

 

Was hat dich besonders an Mexiko gereizt?

Sandy Jotzer: Tatsächlich hatte ich mich zunächst auf ein Projekt in Peru beworben. Sowohl Peru als auch Mexiko haben mich gereizt, da ich gerne meine Spanischkenntnisse verbessern wollte. An Mexiko finde ich die kulturelle Vielfalt des Landes besonders interessant. Vor allem die Mischung aus prähispanischer und spanischer Kultur macht Mexiko zu einem bunten und lebensfröhlichen Land, das eine unglaublich diverse und faszinierende Landschaft zu bieten hat.

 

 

 

Aufgaben im Projekt "Casita de Barro"

Was hat dich besonders an dem Projekt zur Aufforstung angesprochen?

Sandy Jotzer: Letzten Endes war es die Vision der Organisation, die mich überzeugt hat: Denn „Casita de Barro“ hat viel mehr als nur ein Aufforstungsprojekt zu bieten. Das Ziel der Organisation ist es, die Dorfbewohner*innen eines kleinen Dorfes durch partizipative Bildungsmaßnahmen dabei zu unterstützen, ihre natürlichen Ressourcen zu erhalten, das indigene Wissen wiederzubeleben und alternative nachhaltige Bewirtschaftungsmodelle auszuprobieren. Während meines Freiwilligendienstes kann ich ein Teil von all dem sein und lerne auf vielen verschiedenen Ebenen mehr über die Welt und über mich selbst.

 

Bringst du praktische Fähigkeiten mit, die du in diesem Projekt einsetzen kannst?

Sandy Jotzer: Vor meinem Freiwilligendienst habe ich Gesundheitswissenschaften studiert, in diesem Studiengang sind Umwelt und Nachhaltigkeit eher Randthemen. Dennoch habe ich in Methoden zur Projektplanung und Wissensvermittlung gelernt, die mir bei meiner Arbeit im „Casita de Barro“ weiterhelfen.

 

Welche Aufgaben übernimmst du in deinem Projekt?

Sandy Jotzer: Den größten Teil meiner bisherigen Zeit habe ich in den Gärten des Projekts verbracht, die den Landwirten als Modell für nachhaltige Wirtschaftsweisen dienen sollen. Hier bin ich für das Anpflanzen verantwortlich, die Bewässerung, Instandhaltung und Pflege der Beete und Bäume und das Herstellen von organischen Düngemitteln und biologischen Pflanzenschutzmitteln. Außerdem koordiniere ich zusammen mit meiner Chefin Ina die Aktivitäten der Studierenden, die in diesem Semester ihren sozialen Dienst bei uns ableisten und uns tatkräftig bei allen anfallenden Arbeiten unterstützen. Es wird also nie langweilig.

Darüber hinaus war ich aber auch mit der Planung meines eigenen Umweltbildungsprojektes für die 4. Klasse der Dorfschule beschäftigt, das wir ab Februar umsetzen werden. Jeder, der im „Casita de Barro“ mitarbeitet, seien es Studierende, Praktikanten un Praktikantinnen oder eben auch Freiwillige, hat die Möglichkeit, ein eigenes Projekt entsprechend der eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln und umzusetzen. Das ist eine super Möglichkeit, meine eigenen Ideen einzubringen und gibt mir das Gefühl, einen wertvollen Beitrag zu leisten. Nebenbei erlange ich dabei weitere Kompetenzen, wie Planungs-, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Eigenmotivation und interkulturelle Kompetenz.

 

 

 

Hat sich dein Bewusstsein für diese Punkte verändert? Was wirst du aus diesem Perspektivwechsel nach Hause mitnehmen?

In deinem Projekt geht es um Wiederaufforstung, Bodenregeneration, Verbesserung der Grundwassersituation, nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln.

Sandy Jotzer:Ich habe mich in Deutschland schlecht gefühlt, wenn ich die riesigen Mengen an verarbeiteten und verpackten Lebensmitteln in den Supermärkten gesehen habe, von denen wir wahrscheinlich gerade mal die Hälfte tatsächlich bräuchten. Mein Respekt für die Natur und meine Wertschätzung für die Ressourcen, die sie uns zur Verfügung stellt, ist während meiner Arbeit hier aber auf jeden Fall gestiegen. Und auch mein Bewusstsein für den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft, die am Ende alle in unseren Lebensmitteln landen ist gestiegen. Zurück in Deutschland werde ich noch gezielter auf einen ökologischen und lokalen Konsum achten und auch meine Mitmenschen noch aktiver auf die Missstände aufmerksam machen. Außerdem werde ich bestimmt auch das eine oder andere Gemüse oder Obst selbst anpflanzen.

 

Du bist in Mexiko, einem Land, das nicht gerade als sicher gilt. Wie sicher, wie gut aufgehoben und betreut fühlst du dich?

Sandy Jotzer: Ich bin im Bundesstaat Puebla, der als einer der sichersten Mexikos gilt. Am meisten Angst habe ich hier vor den Straßenhunden. Aber auch an die habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Wenn man sich an die Regeln hält, im Dunkeln nicht allein unterwegs ist und seinen Standort teilt, trägt das zur Sicherheit bei. Wir Freiwilligen hatten ein von weltwärts organisiertes Sicherheitsbriefing in der Deutschen Botschaft und auch in unserer ersten Woche hier in Mexiko wurden uns viele Sicherheitshinweise gegeben. Ich fühle mich insgesamt sehr gut aufgehoben und betreut.

 

Wie waren deine Spanischkenntnisse vor dem Freiwilligendienst und wie kamst du damit zurecht?

Sandy Jotzer: Ich habe an meiner Uni vorher einen Spanischkurs auf dem Niveau A2 gemacht. Viel praktische Übung hatte ich aber nicht. Am Anfang war es für mich ein wenig frustrierend, nicht alles verstehen zu können, aber mit der Zeit werden sowohl das Verstehen als auch das Sprechen immer besser. In den ersten drei Monaten hier vor Ort hatte ich auch einen Sprachkurs zusammen mit den anderen Freiwilligen, der mir viel geholfen hat.

 

 

 

Genau das Richtige: nach dem FSJ die Ausbildung zum Pflegefachmann

Fabio Blust (21) hat beim Badischen Roten Kreuz einen Freiwilligendienst gemacht. Zuerst war seine Einsatzstelle der Mobile Soziale Dienst des DRK-Kreisverbands Freiburg, anschließend war er im DRK-Seniorenzentrum March. Sein Freiwilligendienst hat Fabio zum Beruf geführt. Am 1. Oktober begann er im Seniorenzentrum in der March seine Ausbildung zum Pflegefachmann.

 

Fabio, warum hast du dich für einen Freiwilligendienst entschieden?

Ich hatte mich um Ausbildungen beworben, wurde aber nicht genommen. Ich wollte aber ein Beschäftigungsverhältnis haben, wollte einer Tätigkeit nachgehen. Für die Mobilen Sozialen Dienste habe ich mich entschieden, weil das nach etwas klang, was ich bewältigen kann. Ich war mir zu dem Zeitpunkt noch sicher, dass ich nicht in die Pflege will.

Gab es während der Zeit Momente, die prägend waren?

Es gab nicht einzelne Momente, es war der ganze Zeitraum. Für meine Arbeit habe ich etwas zurückbekommen: Ich wurde gelobt, ich bekam Dankbarkeit. Davor war ich 14 Jahre in der Schule. Und da war es so: Ich mache etwas und am Ende interessiert es keinen.

Was hat sich während deines Freiwilligendienstes für dich verändert?

Ich war zuvor eine sehr faule Person. Am liebsten saß ich zuhause. Ab und zu beschäftigte ich mich mit meinen Instrumenten. Da hat mich die Schule wieder geprägt. Einer Arbeit nachzugehen, für die ich ein Entgelt bekomme, hat mich motiviert. Ich habe dann irgendwann angefangen, gerne früh aufzustehen, gerne zu arbeiten. Ich bin ein aktiver Mensch geworden, der gerne arbeiten geht.

Was hat dann dazu geführt, dass du dich für die Ausbildung in der Pflege entschieden hast?

Ich war mir immer unsicher, was ich machen möchte, und hatte mich in vielen Bereichen umgeschaut. Durch meine Tätigkeit im Mobilen Sozialen Dienst habe ich festgestellt, alte Leute sind eine Klientel, mit der ich gut arbeiten kann. Und da es etwas wie Mobiler Sozialer Dienst nicht als Ausbildungsberuf gibt, habe ich mir gedacht, komm nimm die Herausforderung an und gehe in die Pflege. Dann kamen die zwei Monate am Ende des Freiwilligendienstes, die ich im Pflegeheim in der March gearbeitet habe. Da habe ich dann klar festgestellt, das ist das Richtige für mich.

 

 

 

Für 365 Euro im Jahr durch ganz Baden-Württemberg

Das JugendticketBW gilt auch für Freiwilligendienstleistende!

Seit vielen Jahren setzt sich der Bundesarbeitskreis FSJ mit der Aktion #freiefahrtfuerfreiwillige bereits für einen kostenlosen ÖPNV für Freiwilligendienstleistende ein. In Baden-Württemberg sind wir dem Ganzen jetzt einen großen Schritt näher gekommen. Zwar wird der ÖPNV auch in Baden-Württemberg nicht in absehbarer Zeit für Freiwillige kostenlos, doch können ab 01.03.2023 auch Freiwilligendienstleistende das JugendticketBW für nur 365€ im Jahr nutzen.

Und so funktioniert das JugenticketBW:

  • Gültig ist das Ticket in allen Bussen und Bahnen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Baden-Württemberg. Dazu zählen Busse, Straßen- sowie Stadtbahnen, Nahverkehrszüge (IRE, RE, RB, MEX, S-Bahn) und die IC-Züge zwischen Stuttgart und Singen. Aber Vorsicht: In den Zügen des Fernverkehrs (z. B. ICE, EC, TGV und sonstige IC-Züge) sowie Fernbussen gilt das Ticket natürlich nicht.
  • Nutzen können das Ticket alle Kinder und Jugendliche bis ihrem 21. Geburtstag, die einen Wohnort in Baden-Württemberg haben. Außerdem dürfen auch Schüler, Studierende, Auszubildende und eben auch Freiwilligendienstleistende das Ticket bis zu ihrem 27. Geburtstag nutzen, sofern der Wohnort oder die Schule in Baden-Württemberg liegen.
  • Das Ticket kann nicht als Monats- oder Wochenkarte, sondern ausschließlich als Jahresticket erworben werden. Nach Ablauf des ersten Jahres kann das Jahresabo flexibel zu jedem Monatsende gekündigt werden.
  • Das Ticket kostet umgerechnet nur 1 Euro am Tag, also 365 Euro im Jahr. Um große finanzielle Belastungen für Familien zu vermeiden, kann das Ticket trotzdem in monatlichen Beträgen bezahlt werden.
  • Das Ticket kann an den Verkaufsstellen des Verkehrsverbundes erworben werden, in dem die Käuferin oder der Käufer wohnt, zur Schule geht oder studiert (vgl. Verkehrsverbünde in Baden-Württemberg).
  • Du hast bereits ein Abo und fragst dich, ob du es umtauschen kannst? Ob und wie ein Umtausch möglich ist, entscheidet und regelt jeder Verkehrsverbund selbst.

 

Um den günstigen Preis von 365 Euro pro Jahr ermöglichen zu können, fördert das Land Baden-Württemberg die Einführung des JugenticketBW mit 70% der anfallenden Kosten. Bis zum Jahr 2025 stellt es insgesamt rund 327 Millionen Euro dafür zur Verfügung. "Der Preis ist bewusst so niedrig gehalten. Für junge Menschen soll der Umstieg auf den klimafreundlichen ÖPNV so einfach wie möglich sein. Auch entlastet das günstige Ticket viele junge Menschen, die in ihrer Ausbildung oder im Studium nur wenig Geld verdienen und oft von ihren Familien finanziell unterstützt werden", so das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg.

 

 

Freiwilligendienste? Für wen ist er sinnvoll und was gibt es zu beachten?

Neue Infovorträge an Schulen

Jedes Jahr stellt sich für Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen im Sommer die Frage: Schule vorbei – was dann? Ein Freiwilligendienst kann hier Orientierung geben und die jungen Menschen dabei unterstützen die für sie richtige Antwort zu finden.

Viele junge Menschen entscheiden sich nach der Schule für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst. Sie wollen sich in einer sozialen Einrichtung engagieren, neue Erfahrungen sammeln und gleichzeitig die Wartezeit auf einen Studienplatz oder eine Ausbildungsstelle sinnvoll nutzen.

Dass es die Möglichkeit eines Freiwilligendienstes überhaupt gibt ist vielen jungen Menschen gar nicht bewusst. Auch zum Ablauf und den Voraussetzungen eines Freiwilligendienstes gibt es immer wieder zahlreiche Fragen.

Als Angebot zur Berufsorientierung berichten wir gerne von unseren Freiwilligendiensten und beantworten Fragen der Schülerinnen und Schüler:

  • Wo kann ich einen Freiwilligendienst machen?
  • Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?
  • Was bringt mir ein FSJ/ BFD?
  • Wie kann ich mich bewerben?

Alle diese Fragen haben wir in einem brandneuen Vortrag aufbereitet! Ein:e Bildungsreferent:in oder ein:e Botschafter:in kommt in den Unterricht, stellt die Freiwilligendienste vor und beantwortet alle Fragen rund um das Freiwillige Soziale Jahr und den Bundesfreiwilligendienst.

Haben Sie Interesse an einem Vortrag zum Thema Freiwilligendienste (FSJ / BFD) an Ihrer Schule?

Dann melden Sie sich, wir vereinbaren gerne einen Termin mit Ihnen:

Nicole Matter
Ansprechperson für Schulvorträge

Tel.: 07221 99688-25
Mail: schulvortraege@spam protectdrk-baden.de

Der DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz e. V. ist Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg und einer der großen Träger von Freiwilligendiensten. Jährlich engagieren sich ca. 1.300 junge Menschen in unseren gemeinwohlorientierten Einrichtungen: Kindertagesstätten, Schulen, Kliniken, Rettungsdienst, Einrichtungen der Altenhilfe, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Mobile Soziale Dienste, u. v. m.

 

 

FSJ im Rettungsdienst/Krankentransport

 

Svea Trumpf und Viana Frommherz machen ihren Freiwilligendienst beim Rettungsdienst DRK Kreisverband Waldshut e. V. und geben uns einen kurzen Einblick in ihre Aufgaben und Tagesabläufe. Und Marco Ziegler sagt dir, was du für ein FSJ beim Rettungsdienst mitbringen solltest.

Das ist Video ist als gemeinsames Projekt zwischen dem DRK Kreisverband Waldshut e. V. und der Video-AG der Realschule Tiengen entstanden. Vielen Dank, dass wir das Video auch auf unseren Plattformen verwenden dürfen!

 

 

So vielseitig ist das Rote Kreuz!

Die Fiaccolata 2022 in der Ortenau

 

Fiaccolata, was ist das überhaupt? Seit 1992 gibt es die Fiaccolata des italienischen Roten Kreuzes. Jedes Jahr am 24. Juni wurde seither bei einem Fackelzug (italienisch = Fiaccolata) an die Anfänge der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung erinnert. Zu Ehren von Henry Dunant und im Gedenken an die grausame Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859 ziehen jährlich Rotkreuz-Freunde mit Fackeln durch die Straßen von Solferino. Dieser Friedensmarsch ist inzwischen zur Tradition geworden und viele Tausende von Rotkreuzhelfer:innen aus der ganzen Welt nehmen jedes Jahr begeistert daran teil.

Aufgrund der anhaltenden pandemischen Lage konnten in diesem Jahr jedoch viele Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler nicht selbst nach Solferino fahren. Stattdessen hat das Deutsche Rote Kreuz einen Staffellauf durch das Verbandsgebiet organisiert. Das "Licht der Hoffnung und der Menschlichkeit" wurde so von Rotkreuzgliederung zu Rotkreuzgliederung quer durch Deutschland weitergereicht, bis es dann am 24. Juni Solferino in Norditalien erreichte.

Auf dem Weg nach Solferino war die Fackel auch eine Woche im Verbandsgebiet des Badischen Roten Kreuzes unterwegs, zwei Tage davon in der Ortenau. Mit wie viel Engagement, Kreativität und Vielseitigkeit das Rote Kreuz im Ortenaukreis vertreten ist, zeigt das folgende Video. 

 

 

Neugierig auf mehr? Was die Fackel auf ihrem Weg quer durch Deutschland alles erlebt hat, wurde auch in einem Tagebuch festgehalten.

 

 

Ist der demografische Wandel in den Freiwilligendiensten angekommen?

Teilnehmerzahlen in den Freiwilligendiensten

Die Schulabgangszahlen der vergangenen 10 Jahre sind rückläufig: Um etwa 17% ist in dieser Zeit die Schulabgangskohorte, d. h. die Gruppe der Schulabsolvent:innen und Schulabbrecher:innen eines Jahrgangs, geschrumpft (vgl. Statistisches Bundesamt). Der demografische Wandel führt also dazu, dass jedes Jahr immer weniger Schülerinnen und Schüler eine weiterführende oder berufliche Schule verlassen. Eine Trendwende ist hier auch in den kommenden Jahren nicht zu erwarten.

Dennoch konnten die Freiwilligendienste des Badischen Roten Kreuzes im selben Zeitraum kontinuierlich steigende Teilnehmerzahlen verbuchen. Womöglich konnte die hohe Bereitschaft in Baden-Württemberg, sich bei einem Freiwilligendienst sozial zu engagieren, die Effekte des demografischen Wandels bislang ausgleichen. Immerhin entschieden sich im Jahr 2020 insgesamt 13% der Schulabgangskohorte in Baden-Württemberg für einen Freiwilligendienst – mehr als in jedem anderen Bundesland (vgl. Bertelsmann Stiftung).

Die von der Pandemie stark geprägten Jahrgänge 2020/21 und 2021/22 waren die größten Jahrgänge, die wir beim Badischen Roten Kreuz bislang verzeichnen konnten. Die Freiwilligendienste boten vielen Jugendlichen in dieser schwierigen Zeit eine willkommene Alternative zu Ausbildung, Studium und Auslandsaufenthalten. Leider zeichnet sich dieser Trend im aktuellen Jahrgang nicht ab: Die Teilnehmendenzahlen für den Jahrgang 2022/23 sind rückläufig und das Badische Rote Kreuz ist hierbei nicht allein. Andere Träger berichten von ähnlichen Entwicklungen.

Konkret haben sich zum November 2022 insgesamt -11% weniger für einen Freiwilligendienst beim Badischen Roten Kreuz entschieden als noch im Jahr zuvor. Lässt man die pandemiegeprägten Jahrgänge zunächst außen vor, schwächt sich diese Diskrepanz etwas ab. Dennoch müssen wir im Vergleich zum Jahr 2019 einen Rückgang um -4% verbuchen.

Ein gewisser postpandemischer Nachholbedarf wird hierbei sicherlich eine Rolle spielen – die Möglichkeiten, die inzwischen jungen Menschen wieder offen stehen, sind vielfältiger als in den Vorjahren. Jedoch deutet einiges darauf hin, dass der demografische Wandel auch an den Freiwilligendiensten nicht spurlos vorübergehen wird. Er wird uns in den nächsten Jahren sicherlich weiter beschäftigen.

 

 

„Das Abschlussseminar ist die Zeit der Ernte“

Ein Gespräch über die Bedeutung der Seminare im Freiwilligendienst

Zwei Jahre mussten wir auf unser Highlight verzichten, nun können sie endlich wieder stattfinden: Unsere Abschlussseminare am Gardasee! Mit der Freiwilligendienstleistenden Johanna Winterhalter (19) und Sophie Rothfuß, seit fast 10 Jahren in der Bildungsarbeit der DRK Freiwilligendienste tätig, haben wir darüber gesprochen, welche Bedeutung die Seminare allgemein und die Abschlussfahrt im Besonderen für den Freiwilligendienst haben.

 

Wie viele andere, hat sich auch Johanna für ein FSJ entschieden, weil sie nicht wusste, was sie sonst machen soll. Eine Aussage, die Sophie von ganz vielen ihrer Freiwilligen hört. Sie beobachtet, „irgendwie gibt es da immer mehr Druck die richtige Entscheidung zu treffen. Viele tun sich einfach schwer.“ Es sei ihr deshalb „wichtig, ihnen das Gefühl zu geben, ‚jetzt hast du erstmal Zeit, um auf andere Gedanken zu kommen‘“. Aber auch methodisch wird das Thema in der Seminararbeit aufbereitet.


„Mir ist es wichtig, ihnen das Gefühl zu geben ‚jetzt hast du erstmal Zeit,
um auf andere Gedanken zu kommen‘.“

Sophie (hauptamtliche Seminarleitung)


Die praktischen Erfahrungen in der Einsatzstelle werden in der Regel von 4 Seminaren begleitet: Ein Einführungsseminar, zwei Zwischenseminaren und ein Abschlussseminar, die von Pädagoginnen des Roten Kreuzes vorbereitet und durchgeführt werden. Das Abschlussseminar mit der Fahrt zum Gardasee ist dabei das besondere Highlight, denn „Abschlussseminar ist ein bisschen wie Klassenfahrt, nur ohne Lehrer“, merkt Johanna schmunzelnd an.

 

 

Und was genau macht man auf den Seminaren?

Für Sophie Rothfuß gehe es im Einführungsseminar vor allem darum, dass die Freiwilligen als Gruppe zusammenkommen, erste Erfahrungen aus den Einsatzstellen reflektieren, „aber auch einfach mal ins kalte Wasser springen und üben, sich auf etwas Neues und neue Menschen einzulassen. Durch Corona gab es nur wenige Chancen das zu üben, da so viele Klassenfahrten und Jugendfreizeiten ausgefallen sind.“

In den Zwischenseminaren sind es dann „viele Themen, die die Freiwilligen sich selbst aussuchen“, erzählt Sophie. Häufig seien das Themen, wie psychische Erkrankungen, Sucht und Drogen oder Selbsterfahrung zum Thema Behinderungen. Und natürlich sei auch Berufswahl immer wieder Thema.

Und dann am Ende des Freiwilligendienstes für das Abschlussseminar „gemeinsam nach Norditalien zu fahren, ist schon was Besonderes“, findet Sophie. Einerseits sei die Fahrt ein schönes Zeichen der Wertschätzung für das Engagement und den Einsatz der Freiwilligen in ihren Einsatzstellen. Andererseits findet Sophie, „das Abschlussseminar ist die Zeit der Ernte“, da hier vor allem der Rückblick auf das vergangene Jahr im Vordergrund stehe.

 

Der Blick zurück zeigt, was sich alles innerhalb der letzten Monate geklärt oder verändert hat

Auf dem Abschlussseminar bekommen die Freiwilligen zum Beispiel den „Brief an sich selbst“ zurück, den sie auf dem Einführungsseminar an ihr zukünftiges Ich verfasst haben. Er ist eine Art Zeitaufnahme all der Fragen, Gedanken und Sorgen, die die Freiwilligen zu Beginn ihres FSJ beschäftigen. Und Johanna habe es überrascht, dass sie nach ihrem Freiwilligendienst, für fast alle ihrer Fragen eine Antwort finden konnte. Sie erinnerte sich, „wenn man den ‚Brief an sich selbst‘ dann ließt, sieht man, wie man sich verändert hat, was alles passiert ist. Das war ein schönes Gefühl“.


„Wenn man den ‚Brief an sich selbst‘ dann ließt, sieht man, wie man sich verändert hat, was alles passiert ist. Das war ein schönes Gefühl.“
Johanna (19, FSJ in der AWO ISA)


Rückblickend auf das vergangene Jahr resümiert Johanna: „Ich bin sehr gewachsen. Ich bin selbstbewusster und offener im Kontakt mit Menschen geworden und auch vor allem im Umgang mit behinderten Menschen.“ Zum Teil liege das an Johannas Einsatzfeld. Sie leistet ihr FSJ im Bereich der individuellen Schwerbehindertenassistenz, d. h. sie hat die Schulassistenz eines 16-jährigen Mädchens übernommen, das im Rollstuhl sitzt. Dazu gehöre, dass Johanna das Mädchen bei ihr zu Hause abholt, mit ihr in die Schule geht und sie im Unterricht, manchmal auch in der Freizeit, aber auch zum Beispiel beim Gang zur Toilette unterstützt. Johanna fasst es so zusammen: „Ich bin im Endeffekt ihre Hände und Füße. Ich schreibe für sie, ich melde mich für sie, ich schiebe ihren Rollstuhl und manchmal rede ich auch für sie.“ Und dass das FSJ zu einem rundum positiven Erlebnis für sie wurde, liege für Johanna mit daran, dass ihre Einsatzstelle bei der Zuteilung auch „gut darauf achtet, was für ein Typ Mensch man ist und wer da zu einem passen könnte.“

 

 

Warum wir zum Abschlussseminar an den Gardasee fahren? Darum:

Seit inzwischen 15 Jahren fahren wir vom Badischen Roten Kreuz mit unseren Freiwilligen zum Abschlussseminar an den Gardasee. Und das hat auch einen ganz bestimmten Grund: Ganz in der Nähe fand nämlich 1859 die Schlacht von Solferino statt – die Geburtsstätte der Rotkreuz-Idee. Mehr als 150 Jahre später setzt sich das Rote Kreuz und der Rote Halbmond weltweit für die Verminderung des Leids von Menschen in Not ein, und das ohne Ansehen von Nationalität, Abstammung oder religiösen, oder politischen Ansichten.

Beim Abschlussseminar steht deshalb auch ein Besuch der Gebeinskirche von Solferino mit auf dem Programm. Johanna erinnert sich: „Das war schon eindrucksvoll: Die Menschen, deren Knochen dort aufgebahrt sind, haben damals gekämpft und aus ihrem Leid, entwickelte sich das Rote Kreuz. Und heute sind wir mit unserem Freiwilligendienst ein Teil davon. Und auch für Sophie sei es immer wieder aufs Neue berührend, wie diese Idee die Welt verändert habe. Sie sagt: „Ich bin aufgewachsen in einer Welt, in der es selbstverständlich ist, dass es sowas gibt, wie das Rote Kreuz, das unterschiedslos hilft. Egal welche Nation, welcher Glauben. Und dass das damals vor nur 150 Jahren noch überhaupt keine Selbstverständlich war, sondern ein Novum, etwas revolutionär Großes, finde ich jedes Mal aufs Neue berührend.“


„Das war schon eindrucksvoll. […]
Aus ihrem Leid, entwickelte sich
das Rote Kreuz. Und heute sind wir
mit unserem Freiwilligendienst
ein Teil davon.“

Johanna (19, FSJ in der AWO ISA)


Durch den Besuch von Solferino schließt sich dann auch für die Freiwilligen ein weiterer Kreis, denn so manches Rotkreuz-Thema findet sich auch in den Seminaren wieder. Freiwillige machen zum Beispiel einen Erste-Hilfe-Kurs oder erfahren über die Geschichte und die Werte der Rotkreuzbewegung. Und auch das Humanitäre Völkerrecht wird thematisiert. Aber für Sophie geht es um mehr: „Natürlich hat der Gardasee einen starken Bezug zum Roten Kreuz, aber vor allem wächst die Gruppe bei einer solchen Fahrt ganz besonders zusammen und man kann einfach noch viel besser Abschalten, den Alltag hinter sich lassen und sich vollkommen auf sich selbst konzentrieren.“

 

 

Präsenz oder Online? Beides hat Vorteile

Leider mussten seit dem Frühjahr 2020 pandemiebedingt einige Seminare online durchgeführt werden. Auch Johanna hat so manches Seminar vor dem Laptop verbracht. Sie erinnert sich: „So toll unsere Online-Seminare waren, aber nur über Kameras kann man sich nicht richtig kennen lernen.“ Neben der Gruppendynamik gehe der informelle Austausch leicht verloren. „In der Jugendherberge sitzt man auch mal noch abends zusammen und quatscht. Wenn online die Seminareinheit vorbei ist, dann wars das“, erzählt Johanna.

Und Sophie ergänz mit Nachdruck, „die Präsenz bringt einfach viel mehr Magie rein, als es jedes Online-Seminar könnte“, dabei hat das Online-Format auch durchaus Vorteile: Da nun Referent:innen aus ganz Deutschland eingeladen werden konnten, wurden die Themen in den Seminaren vielfältiger und manche Themen lassen sich mit digitalen Tools leichter vermitteln. Sophie Rothfuß überlegt, „vielleicht ist es eine Lernerfahrung für unsere technisch affine Welt, zu sehen was sind Vorteile und was sind Grenzen, was leistet die wahrhafte Begegnung und das Miteinander sein, was das Digitale nicht ersetzen kann?“


„Die Präsenz bringt einfach viel mehr Magie rein, als es jedes
Online-Seminar könnte.“

Sophie (hauptamtliche Seminarleitung)


 

 

Eine Idee geht um die Welt...

Der 08. Mai ist Weltrotkreuztag!

Nach seinen Erlebnissen bei der Schlacht von Solferino gründet Henry Dunant 1863 in Genf das Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege - heute bekannt als das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). 159 Jahre später gibt es in fast allen Ländern der Welt eine nationale Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft! Die Mission: Schutz des Lebens, der Gesundheit und der Würde, sowie die Verminderung des Leids von Menschen in Not und das ohne Ansehen von Nationalität und Abstammung oder religiösen, weltanschaulichen oder politischen Ansichten der Betroffenen und Hilfeleistenden.

Im Jahr 1901 wurde Henry Dunant für seine humanitäre Arbeit, seinen Bemühungen, verwundeten Soldaten zu helfen und eine bessere Völkerverständigung zu schaffen, sogar der allererste Friedensnobelpreis überhaupt verliehen. Außerdem ist der Geburtstag von Henry Dunant, der 08. Mai, Internationaler Tag des Roten Kreuzes!

Du interessierst dich mehr für die Entstehung des Roten Kreuzes? Das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes hat auf seiner Webseite die wichtigsten historischen Etappen des DRK von seinen Anfängen bis heute anschaulich aufbereitet.

 

 

„Der Teil, der mein FSJ besonders macht, ist die Arbeit mit Geflüchteten”

Ein FSJ im Begegnungszentrum St. Vinzenz in Sinzheim

 

Ich bin Lea Stucke, 20 Jahre alt und komme aus Sinzheim. Mein FSJ mache ich im Begegnungszentrum St. Vinzenz der Gemeinde SinzheimIch habe viele verschiedene Aufgabenbereiche: Die Kernzeitbetreuung von Schulkindern und der Jugendtreff sind jeweils ein Teil meiner Aufgaben, leider kommt dieser Bereich durch Corona derzeit ein bisschen zu kurz. Der dritte Teil, der mein FSJ besonders macht, ist die Arbeit mit Geflüchteten.

 

Das Begegnungszentrum St. Vinzenz ist ein fünfstöckiges Haus, in dem ganz unterschiedliche Bereiche untergebracht sind. In den ersten zwei Etagen befindet sich die Kernzeitbetreuung, der Jugendtreff, das Café International und ein paar Gruppenräume. In den oberen Etagen gibt es Wohnungen, in denen unter anderem geflüchtete Menschen wohnen.

Aber was kann man sich unter Flüchtlingsarbeit vorstellen? Welche Projekte organisieren wir für die Geflüchteten? Was sind meine Aufgaben? Kurzgefasst: Zusammen mit dem Sozialarbeiter der Gemeinde, der Integrationsbeauftragten und den Mitarbeitenden vom Ordnungsamt sind wir die primären Ansprechpersonen für diese zugewanderten Menschen. Wir helfen ihnen bei allen möglichen Problemen und beantworten ihre Fragen. Wir unterstützen sie bei der Integration, wo immer wir können. Was das im Einzelnen bedeutet, das erfahrt ihr alles jetzt:

 

Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe

Zum Beispiel helfe ich den Kindern im Rahmen der Hausaufgabenbetreuung bei ihren Hausaufgaben in Mathe, Französisch oder Deutsch. Einem Kind gebe ich auch zweimal die Woche Nachhilfe, weil es noch nicht so gut Deutsch sprechen kann. Spielerisch versuche ich ihr Deutsch zu verbessern. Memory ist dafür eine gute Möglichkeit, da auf den Karten der Gegenstand gemalt und das Wort geschrieben ist. Bei den Hausaufgaben helfe ich dem Mädchen, wenn es Schwierigkeiten hat und erkläre es ihm auch schon mal in seiner Muttersprache auf Französisch, wenn es die Aufgabe auf Deutsch nicht versteht. Es macht mir Spaß, den Schulkindern die Sachen zu erklären und zu sehen, wie sie sich verbessern.

Sprachkurse

Für Frauen und Mütter mit kleinen Kindern haben wir einen Sprachkurs organisiert. Dieser war eigentlich als Präsenzunterricht geplant, musste dann aber wegen Corona leider ausfallen. Inzwischen konnten wir es so organisieren, dass der Sprachkurs größtenteils online stattfindet. Jede der elf Teilnehmerinnen hat dafür ein Laptop erhalten, mit dem sie an der Schulung teilnehmen können. Das klappt eigentlich ganz gut. Vier halbe Tage haben sie Online-Unterricht und jeden Montag treffen sich die Frauen nacheinander mit der Lehrerin. Dort werden ihnen neue Arbeitsblätter ausgeteilt und offene Fragen beantwortet. 

Hilfe bei Wohnungs- und Jobsuche

Ab und zu kommen die Geflüchteten auf uns zu, wenn sie Hilfe bei der Wohnungssuche, Bewerbungen oder anderen Dingen brauchen.

Wenn sie Hilfe bei der Wohnungssuche brauchen, suche ich im Internet und in der Zeitung nach geeigneten Wohnungen und schaue, ob der Preis und die individuellen Anforderungen passen. Unser größtes Ziel ist die Integration der zugewanderten Menschen in unsere Gesellschaft. Sie sollen zukünftig komplett eigenständig sein und z. B. eine gute Arbeit finden, um sich somit irgendwann eine eigene Wohnung leisten zu können. Wir unterstützen sie in allem, damit sie in der Zukunft diese und andere Ziele erreichen können. Ich helfe ihnen deshalb auch beim Bewerben und Erstellen eines Lebenslaufes.

Computerkurse

Eine interessante Aufgabe war für mich, einen Computerkurs für Frauen und Mütter zu planen. Viele der zugewanderten Frauen kennen sich noch nicht gut mit Computern und Laptops aus und müssen erst mal die Basics kennenlernen. Ich habe ein Konzept erstellt, wie man z. B. eine Business-Mail oder eine Mail an Freunde schreibt. Diesen Computerkurs konnte ich durch die verschärften Coronamaßnahmen leider nicht anzubieten. Ich hoffe, dass es in ein paar Monaten dennoch die Möglichkeit geben wird, die Schulung wie geplant durchzuführen.

Berichte und Präsentationen

Einmal im Jahr muss die Integrationsbeauftragte dem Gemeinderat die aktuellen Zahlen zur Integration zugewanderter Menschen in Sinzheim vorstellen, dafür habe ich die PowerPoint-Präsentation zusammengestellt. Die Präsentation zeigt z. B. auf, wie viele Flüchtlinge gerade in Sinzheim wohnen und ob sie allein, mit Kind oder als ganze Familie hier leben, aus welchem Land sie kommen, ob sie eine eigene Mietwohnung haben und vieles mehr. Dadurch kann man die Entwicklung verschiedener Aspekte mit der des Vorjahrs vergleichen und schauen, was sich verbessert hat. In diesem Jahr haben beispielsweise mehr Geflüchtete einen eigenen Mietvertrag bekommen als letztes Jahr. Dies ist eine positive Entwicklung, worüber wir uns alle sehr freuen.

Quarantäne und Umzüge

Ein weiterer Teil meiner Aufgaben war das Einrichten der Quarantänewohnung. Das Zimmer wurde ausgestattet mit Bettwäsche, Geschirr und Essensvorräten, die wir eingekauft haben. Dies müssen wir machen, da die Personen, die verreist waren, nicht einfach wieder in ihr Zimmer zurückkönnen. Sie müssen ca. 14 Tage in Quarantäne und sich auf das Coronavirus testen lassen. Um ihre Mitbewohner zu schützen, haben wir diese Quarantänewohnung eingerichtet. Wenn nach der Quarantäne alles in Ordnung war, konnten sie wieder zurück in ihr eigenes Zimmer.

Zurzeit stehen bei uns im Begegnungszentrum St. Vinzenz Umzüge von mehreren Personen in andere Zimmer an, weil neue Leute dazukommen und dann die bisherige Zusammensetzung nicht mehr passt: So kann eine Frau zum Beispiel nicht in eine Männer-WG einziehen. Wir müssen dann die Zimmerbelegung umstrukturieren. Ich helfe ihnen dann beim Umziehen. Das ist viel Arbeit, denn die Betten und Schränke müssen ab-, im anderen Zimmer wieder aufgebaut und alles muss eingeräumt werden.

Orientierungsmappen zur Begrüßung

Kommen die neuen Bewohner:innen zum Beispiel von einer Gemeinschaftsunterkunft in Rastatt in die Anschlussunterbringung zu uns nach Sinzheim, bekommen sie eine Begrüßungsmappe ausgehändigt. Diese bereite ich vor der Ankunft vor. In dieser befinden sich wichtige und hilfreiche Sachen, wie etwa die Namen ihrer Ansprechpersonen bei der Kommune und im Landratsamt mit Telefonnummern, die Lage des Einkaufladens, der Apotheke und vielem mehr. Diese Mappe dient zu einer ersten Orientierung in Sinzheim und soll helfen sich hier zurechtzufinden.

 

 

Mein FSJ ist unglaublich abwechslungsreich. Ich bin froh, mich für das Freiwillige Soziale Jahr im Begegnungszentrum St. Vinzenz entschieden zu haben. Das würde ich wirklich empfehlen: Egal wo und egal, ob nur ein halbes Jahr oder länger – ihr werdet auf jeden Fall davon profitieren!

- Lea Stucke (20), machte ihr FSJ im Begegnungszentrum St. Vinzenz der Gemeinde Sinzheim

 

 

"Kein Weg muss 'gewöhnlich' sein" - Mein Weg vom Studium ins FSJ

Polina erzählt mit einem ganz besonderen Blickwinkel von ihrem FSJ mit Menschen mit Behinderung

Im März 2020 fing in Deutschland alles an: Eine noch nie da gewesene Situation - zumindest nicht für meine Generation. Die Welt stand kopf und zugleich auch still. Keiner wusste, wie es weiter geht.

Ich, 25, stand kurz vor dem Abschluss meines Studiums zur Mediendesignerin. Es fehlte nur noch meine Abschlussarbeit. In einem Medienstudium gibt es viele Möglichkeiten, die zu absolvieren. Man hätte zum Beispiel einen Film drehen können und das war auch anfangs mein Plan. Aber die Hochschule war geschlossen und somit wurden alle filmischen Projekte nach hinten verschoben. Schlussendlich traf ich die Entscheidung, ein Magazin über Menschen mit Behinderung und deren Inklusion auf die Beine zu stellen. Das erschien mir in diesen Zeiten auch ohne viel Equipment machbar, das man sich sonst zu solchen Zwecken an der Hochschule ausleihen darf. Außerdem liegt mir das Thema sehr am Herzen, da ich selbst seit Geburt eine körperliche Behinderung habe. Wegen einer Fehlbildung wurde mir im Alter von zwei Jahren das linke Bein im Knie amputiert. Ich trage seitdem eine Oberschenkelprothese.

 

 

Im November gab ich die Abschlussarbeit ab. Jetzt bin ich also Mediendesignerin. Und nun? Was sollte ich tun in einer Branche, die aufgrund der Pandemie auf Sparflamme lief? In einer Zeit, in der Kunst und Kultur gefühlt inexistent waren? In einer Zeit, in der Unternehmen generell zögerlich mit Neueinstellungen waren? Ich hatte nur wenig Motivation, meinen Beruf tatsächlich in dieser Situation auszuüben.

Meine Abschlussarbeit hatte mich mit wunderbaren Menschen mit und ohne Behinderung in Kontakt gebracht, die alle ganz unterschiedlich Inklusion leben und sich dafür einsetzen. Noch voll im Thema drin, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich könnte ein Freiwilliges Soziales Jahr machen und die schwierige Zeit mit etwas Sinnvollem überbrücken.

 

"Ich war nicht auf der Suche nach einem zukünftigen Beruf. Ich war auf der Suche nach Erfahrungen, die über meine eigene körperliche Behinderung hinausgingen."

Von meinem Umfeld bekam ich oft zu hören, dass es ungewöhnlich sei, nach dem Studium ein FSJ zu beginnen. Normalerweise nutzt man ein FSJ, um sich beruflich zu orientieren. Doch ich ging mit einem ganz anderen Gedanken an die Sache ran: Ich war nicht auf der Suche nach einem zukünftigen Beruf. Ich war auf der Suche nach Erfahrungen, die über meine eigene körperliche Behinderung hinausgingen. Ich empfand es wie eine logische Konsequenz zu meiner Abschlussarbeit, in der ich meistens nur telefonischen Kontakt zu den Menschen hatte, die ich interviewen durfte. Ich wollte die Erfahrungen (er)leben.

Ich entschied mich für die FSJ-Stelle in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch e. V. Die Bewohner meiner Wohngruppe sind zum größten Teil kognitiv eingeschränkt und/oder haben körperliche Einschränkungen, die ein komplett selbstständiges Leben unmöglich machen.

Ich hatte vor dieser Zeit noch nie Kontakt mit jemand, der kognitiv eingeschränkt ist. Dementsprechend war ich zu Beginn auch unsicher, wie ich mich mit den Bewohner:innen verhalten soll. Mit der Zeit lernt man aber die ganz eigenen Sprachen der Menschen und das funktionierte nur durch intensives Beobachten und mit viel Geduld.

Geduld ist ein gutes Stichwort, denn Geduld muss man für diesen Job auf jeden Fall mitbringen. Und wenn man diese Fähigkeit nicht mitbringt, wird man sie sehr schnell erlernen müssen. Man muss sich darauf einstellen, dass vieles anders läuft, als man es gewohnt ist. Dinge des alltäglichen Lebens brauchen oft länger Zeit, Menschen verhalten sich in der Öffentlichkeit nicht so wie erwartet oder man muss zum Beispiel hundert Mal das gleiche Antworten, weil der oder die Bewohner:in durch Wiederholungen versucht, eine Unterhaltung aufzubauen.

All das braucht Geduld und viel Verständnis. Man lernt in diesem Job, seine eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten bis zu einem gewissen Grad hintenanzustellen. Ich möchte behaupten, dass ich in dieser Zeit ein hohes Level an Geduld gelernt habe.

 

 

 

Bemerkenswert empfand ich, dass von keiner Seite Kommentare wie „wie willst du das mit deiner eigenen Behinderung meistern?“ kamen. Man wurde einfach so akzeptiert und man durfte seine eigenen Grenzen austesten.

Natürlich war/ist die Zeit der Pandemie für niemanden einfach. Nicht für die Mitarbeiter:innen und noch viel weniger für die Bewohner:innen. Trotzdem habe ich mich noch nie so sicher gefühlt. Ich wurde drei Mal die Woche auf das Virus getestet und Schutzausrüstung war immer vorhanden. Ziemlich früh gab es auch die Möglichkeit, sich impfen zu lassen, um sich selbst aber auch die Menschen um sich herum zu schützen. Plötzlich war man für die Bewohner:innen Familienersatz. Man war die Schulter, an der man sich ausweinen konnte. Ein Besuch in den Supermarkt war wie ein seltenes Abenteuer. Simple Dinge wie ein Spaziergang waren aufregend.

Bemerkenswert empfand ich, dass von keiner Seite Kommentare kamen, wie „wie willst du das mit deiner eigenen Behinderung meistern?“. Man wurde einfach so akzeptiert und man durfte seine eigenen Grenzen austesten. Natürlich kommt man auch irgendwann an die Belastungsgrenze, vor allen Dingen, wenn man selbst eine Behinderung hat. Aber all das wird entschädigt, wenn man ein simples Dankeschön von einem/-r Bewohner:in bekommt, weil man mit ihr oder ihm einkaufen oder in einer anderen Lebenslage behilflich war.

Auch die Seminarwochen, die fester Bestandteil eines FSJs sind, waren ansprechend gestaltet. Natürlich fanden sie online statt, aber man konnte sich trotzdem gut austauschen und man hatte jede Menge Spaß. Vorträge zu den Themen „Feminismus“, „Drogenhilfe“ und „psychische Erkrankungen“ boten Einblicke in andere soziale Bereiche.

Ich bin wie gesagt, mit dem Gedanken reingegangen, anderen etwas Gutes zu tun und nicht, um in den Pflegeberuf einzusteigen. Letztendlich bin ich dann doch mit einem Arbeitsvertrag in einem anderen Bereich der Lebenshilfe rausgegangen. Ab Oktober werde ich die Öffentlichkeitsarbeit der Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch e. V. unterstützen. Dort kann ich meine im Studium erlernten Fähigkeiten wie Fotografie, Grafikdesign, Videoproduktion und Social Media Management einbringen. Ein Bereich, für den sich mein Studium gelohnt hat und für den ein „Blick hinter die Kulissen“ hilfreich war, um mein zukünftiges Handeln darauf abzustimmen.

Ich möchte damit auch ausdrücken, dass kein Weg „gewöhnlich“ sein muss. Genauso wie man nach der Schule nicht gleich studieren oder eine Ausbildung anfangen muss, ist man nach einem Studium nicht gezwungen, sofort in den Beruf einzusteigen. Solange der Weg für einen sinnvoll erscheint, ist er richtig! Ganz egal in welcher Lebenssituation man sich befindet oder welches Alter man hat. Erfahrungen zu sammeln und sich für andere Menschen einzusetzen, ist nie eine Zeitverschwendung.

Mit einem FSJ verpasst man auch nichts. Im Gegenteil: Am Ende nimmt man so viel mit, was einem ein Leben lang begleitet. Und manchmal geht man unverhofft mit einer Arbeitsstelle raus. So oder so wächst man als Person. Das sind Erfahrungen, die ich nicht missen wollen würde!

 

-    Polina Ullrich (26), Freiwilligendienstleistende in der Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch e. V.

 

 

 

Freiwilliges Soziales Jahr in einer Gemeinschaftsschule der besonderen Art

Ein Einsatzstellenbericht von Jan-Luca Krause

 

Jan-Luca Krause (19) beendet gerade seinen Freiwilligendienst an der Alemannenschule Wutöschingen. Doch die Alemannenschule ist keine gewöhnliche Schule. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen in seiner Einsatzstelle und was ihn überhaupt zum FSJ motiviert hat.

 

Was ist das Konzept der Alemannenschule und was macht sie so besonders?

Das Schulkonzept der Alemannenschule unterscheidet sich zunächst mal grundlegend von dem anderer Schulen. Hier in Wutöschingen am Hochrhein lernen nämlich alle Kinder überwiegend selbstständig.

Jede:r Schüler:in hat einen eigenen Arbeitsplatz sowie eine:n persönliche:n Ansprechpartner:in. Diese:r führt mit den Schüler:innen wöchentlich ein fünfzehnminütiges Coachinggespräch durch. Darin werden sowohl alle schulischen Ziele für die kommende Woche besprochen als auch über private Probleme geredet.

In der Alemannenschule gibt es keine klassischen Lehrer:innen und Klassenzimmer. Lernen kann man dort, wo man sich am wohlsten fühlt. Entweder im ruhigen Lernatelier, auf dem Marktplatz oder aber auch am Schreibtisch zu Hause.

Gelernt wird mit einem Tablet und der eigens entwickelten „Digitalen Lernplattform“ (kurz DiLer). Hat ein:e Schüler:in Fragen, so kann er/sie jederzeit seine:n Lehrer:in um Hilfe bitten oder einen kurzen Input zu dem jeweiligen Thema besuchen. Diese Inputs werden wöchentlich für die Schüler:innen angeboten und sind selbstverständlich freiwillig.

Ich finde, die Alemannenschule ist eine sehr besondere Schule, da hier jede:r Schüler:in die Möglichkeit hat, selbstständig im eigenen Tempo zu lernen. Es kann also gut sein, dass ein:e Schüler:in in Mathe auf Hauptschulniveau arbeitet, dafür in Deutsch aber auf Gymnasialniveau. So eine Option hatte ich in meiner Schulzeit leider nicht.

 

Was waren anfangs die größten Herausforderungen für dich?

Als ich im letzten September an der Alemannenschule in Wutöschingen begann, war ich anfangs schon etwas verwundert. Es war einfach alles anders als auf einer normalen Schule. „Lehrer:innen“ heißen hier nicht „Lehrer:innen“, sondern „Lernbegleiter:innen“. „Schüler:innen“ heißen „Lernpartner:innen“. Und statt von „Tests“ spricht man hier von „Gelingensnachweisen“.

Ich könnte hier noch viele weitere Begriffe nennen, die auf der Alemannenschule einen anderen bekommen Namen. Man kann sich sicher vorstellen, dass dies eine große Herausforderung für mich war, sich all diese neuen Namen zu merken und im richtigen Moment anzuwenden. Schließlich war ich zwölf Jahre andere Begriffe gewohnt.

 

Warum hast du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entschieden?

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich zunächst gar nicht vor ein FSJ zu machen. Ich wollte nach meinem Abitur auf Reisen gehen und die Welt erkunden. Leider hat mir da das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war vielmehr die Idee meiner Eltern, sich für ein FSJ zu bewerben. Dennoch kann ich jetzt sagen, dass die Entscheidung auf meine Eltern zu hören und sich für ein FSJ zu bewerben goldrichtig war.

 

Und wie sieht so ein typischer Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf sah eigentlich fast immer identisch aus. Dennoch gab es nicht den einen festen Tagesablauf. Ich startete meine Arbeit morgens im Lernatelier. Dort überprüfte ich die Anwesenheit der Kinder trug dies in das digitale Schultagebuch ein. Und anschließend hatte ich über den Tag verteilt verschiedene Aufgaben.

Mein Hauptaufgabenbereich war sicherlich das Lernen mit den Kindern. Diese kamen bei Fragen zu mir und ich habe versucht ihnen möglichst weiterzuhelfen. Zu meinen weiteren Aufgaben zählten das Erstellen und Korrigieren von Arbeitsblättern. Hierfür hat die Schule einen eigenen Editor entwickelt. 

 

Was nimmst du aus deinem FSJ mit?

So einfach es klingt – Erfahrung und viele schöne Erinnerungen. Ich habe gelernt mit Kindern umzugehen und mit ihnen zu arbeiten. Dabei ist nicht jedes Kind gleich. Manche verstehen ein Thema schneller, manche ein bisschen langsamer. Hier habe ich gelernt, die nötige Geduld mitzubringen, um so jedem einzelnen Kind weiterzuhelfen.

- Jan-Luca Krause (19), machte ein FSJ in der Alemannenschule Wutöschingen

 

 

Herausforderungen und Probleme im Freiwilligendienst?

Das kannst du tun!

 

Wo mehrere Menschen aufeinandertreffen, können immer auch Schwierigkeiten auftreten. Probleme gehören zum Alltag aller Arbeitsbereiche und sind eigentlich ganz normal. Und auch ein Freiwilligendienst stellt hierbei keine Ausnahme dar. Auch hier ist es nicht auszuschließen, dass Probleme und Konflikte im Alltag eines/-r Freiwilligen auftreten.

Wichtig ist: Mit jedem Problem kann man umgehen und eine passende Lösung finden!

 

Was sind typische Herausforderungen, die während eines Freiwilligendienstes auftreten können?

  • Der Arbeitsbereich der Einsatzstelle passt doch nicht zu den Erwartungen und Talenten des/der Freiwilligen
  • Es gibt einen persönlichen Konflikt zwischen Kolleg:innen
  • Der/die Freiwillige fühlt sich überfordert/nicht gut genug eingearbeitet
  • Der/die Freiwillige langweilt sich und hat nichts zu tun

 

Was tun, wenn man selbst mit Herausforderungen im Freiwilligendienst konfrontiert ist?

  • Ein wichtiger Bestandteil unserer Seminare ist die Praxisreflektion. Nutze dort die Gelegenheit, dir zu überlegen, was gut läuft und wo du dich mit Schwierigkeiten konfrontiert siehst. Sprich mit deiner Seminarleitung und tausche dich mit anderen Seminarteilnehmer:innen über eure Erfahrungen aus.
  • Du weißt nicht so recht, wie du die Dinge in deiner Einsatzstelle ansprechen kannst oder welche Handlungsoptionen dir überhaupt offenstehen? Melde dich einfach bei deinem/-r Bildungsreferent:in im DRK Landesverband oder den Regiobüros. In diesem geschützten Rahmen könnt ihr gemeinsam besprechen, was nächste Schritte sein können und wie du das am besten angehen kannst!
  • Manchmal ist es sinnvoll, das Problem direkt mit deiner Einsatzstelle zu klären. Häufig handelt es sich nur um ein Missverständnis oder es lässt sich mit kleineren Veränderungen schon Abhilfe schaffen.
  • Überlege dir dabei am besten vorab, was genau für dich zum Problem wird und was dir in dieser Situation helfen würde. Hast du sogar schon einen konkreten Lösungsvorschlag? Umso besser!
  • Vielleicht kann dir auch dein:e Anleiter:in oder ein:e Mentor:in Hilfestellung geben und zum Beispiel bei einem klärenden Gespräch unterstützend wirken. In der Regel finden sich gemeinsam individuelle Lösungswege, die für den/die Freiwillige:r und die Einsatzstelle zufriedenstellend sind.
  • Lässt sich die Situation auch so nicht aus der Welt räumen, hilft dir dein:e für dich zuständige:r Bildungsreferent/-referentin. Sie/er wird dann alles dafür tun, dass sich das Problem möglichst schnell und für alle Seiten zufriedenstellend lösen lässt.

Manche Probleme lösen sich von selbst, doch die meisten geht man besser früher als später an: Bitte warte nicht zu lange, bis du ansprichst, dass du dich unwohl oder überfordert fühlst. Der Freiwilligendienst ist dein Orientierungsjahr, bei dem du Erfahrungen sammeln sollst und das Team Freiwilligendienste tut alles dafür, dass diese Erfahrungen positiv sind!

 

- ein Beitrag von Botschafterin Melisa Meseci (19). Sie macht ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Schule.

 

 

Genau die richtige Entscheidung – ein FSJ der besonderen Art

Freiwilliges Soziales Jahr im Theater – Meine Arbeit vor dem Lockdown

Ich bin Jarina und ich mache mein Freiwilliges Soziales Jahr in einem kleinen Privattheater in Singen: im Theater „Die Färbe“. Ursprünglich wollte ich eine Lehre zur Schreinerin machen, aber dann kam Corona dazwischen…

Da ich mich schon immer für Theater interessiere, war ein FSJ in diesem Bereich von Anfang an mein Notfallplan und im Rückblick definitiv die richtige Entscheidung!

Die Färbe“ hatte anfangs zwei Stücke parallel geplant: „Kunst“ von Yasmina Reza, eine gesellschaftskritische Komödie, welches unter anderem auch drei Gastspiele an anderen Spielstätten hatte. Und „Die Eisbärin“ von Eva Rottmann, ein Klassenzimmerstück mit nur einer Schauspielerin. Leider durfte dieses Stück schon bald nicht mehr in den Schulen aufgeführt werden.

Ein weiteres Stück war zwar geplant – es hat den Titel „Cyrano de Bergerac“ – doch vor der Premiere mussten wir es leider absagen. Falls es irgendwann doch aufgeführt werden sollte, dann leider mit den nächsten FSJlern.

Aufgrund der aktuellen Situation konnte ich vorerst also leider nur zwei Produktionen komplett miterleben.

Eine Theater-Produktion, wie läuft das ab?

Allgemein wird ein Theaterstück ein oder zwei Monate lang einstudiert, feiert dann Premiere und wird dann ca. zwei Monate lang aufgeführt.

Da schon seit Mitte August fleißig geprobt wurde, bin ich mit dem Start meines FSJ mitten in die Proben reingeplatzt. Die Rollen waren schon längst verteilt, der Text gelernt und die Schauspieler:innen standen bereits mit einem provisorischen Bühnenbild auf der Bühne.

An meinem ersten Tag in „der Färbe“ wurde ich zunächst allen vorgestellt und dann wurde mir direkt erklärt, welche Aufgaben ich übernehmen soll. Und von da an war ich bei den Proben der Stücke morgens und abends mit dabei.

Da das Theater vor Beginn meines Freiwilligendienstes gerade einen Leitungswechsel hatte, war auch hinter den Kulissen einiges los. Alle Veränderungen, der neue Spielplan, die Regisseure und das Ensemble sollten beim jährlichen Sommerfest dem Publikum und Presse vorgestellt werden. Und dieses Fest war zugleich meine Premiere an der Technik: Zwischen den ganzen Reden gab es Gesangseinlagen des Ensembles und ich habe dafür gesorgt, dass man davon auch was hört! Mit den Aufzeichnungen meines Vorgängers kam ich schnell dahinter, wie alles funktioniert.

Doch was genau sind denn nun die Aufgaben bei einem FSJ in einem Theater?

Zusammen mit meinem FSJ-Kollegen kümmere ich mich um die Technik vor und während den Aufführungen, also zum Beispiel Scheinwerfer warten, aufhängen und einleuchten, viele Kabel verlegen und den Ton einstellen.

Die Licht- und Tontechnik übernahm ich das erste Mal bei „Kunst“ und obwohl ich die Technik bis jetzt nur bei einem Stück übernehmen konnte, sind die Aufführungstage die coolsten. Das Aufbauen und das Einleuchten der Szenen können sehr aufwendig sein und viel Geduld abverlangen, aber das Ergebnis macht einfach nur Spaß!

Am Anfang hatte ich ein wenig Angst vor so viel Verantwortung – schließlich verlassen sich die Menschen auf der Bühne, dass ich ihnen rechtzeitig richtiges Licht gebe und die passende Musik abspiele – aber es war alles halb so wild. Einmal gelernt, hat man es drin und wenn ein Fehler passiert, nimmt es mir niemand übel.

Nebenbei sind wir auch für die Online-Präsenz des Theaters und teilweise auch die Regieassistenz oder Hausmeistertätigkeiten zuständig.

Vor Beginn der Veranstaltungen weise ich außerdem die Besucher:innen ihren Plätzen zu und überprüfe, ob alles was Lärm machen könnte, bei den Aufführungen ausgeschaltet ist.

Und als wir dann während des Lockdowns nicht mehr Proben oder Aufführen durften, wurde stattdessen der Fundus ausgemistet. Alle halfen mit beim Sortieren und Ausräumen. So habe ich nebenbei eine umfassende Tour durch die Historie „der Färbe“ gemacht, denn es gab einiges zu entdecken und meine Kolleginnen und Kollegen standen mir für alle Fragen zur Verfügung.

Mittlerweile dürfen wir auch endlich wieder proben und stehen mit einem Freilichttheater "Bauernopfer" von Detlef Vetten auf der Open Air Bühne. Danach sind schon weitere Stücke in Planung und ich bin sehr glücklich, dass ich in meiner FSJ-Zeit doch noch echten Spielbetrieb erlebe.

 

Wenn ich sage, ich mache ein FSJ, dann hat niemand meinen FSJ-Platz in einem Theater im Kopf, aber für mich war dieses FSJ der besonderen Art genau die richtige Entscheidung! Letztes Jahr war ich noch traurig darüber, keine Lehrstelle bekommen zu haben, aber mittlerweile bin ich froh über dieses Zwischenjahr, in dem ich so viel lernen und großartige Erfahrungen sammeln konnte. Es war auf jeden Fall keine vergeudete Zeit und ich bin mir sicher, dass ich meine Einsatzstelle auch später noch oft besuchen werde. Ich freue mich auf die verbleibende Zeit und werde es genießen, solange ich es kann!

- Jarina (20), macht ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Theater "Die Färbe"

 

 

Trotz Corona eine coole Zeit im Kinder- und Jugendbüro Baden-Baden!

Miriam Huber erzählt von einem Freiwilligen Sozialen Jahr unter ganz besonderen Bedingungen

 

Abitur und jetzt? Au Pair in Australien, Work and Travel durch Neuseeland oder doch lieber ein Soziales Jahr in Südafrika? So lauteten die Fragen, die sich Miriam eigentlich stellte. Doch Corona warf alle Pläne über Bord .

An ihrem 18. Geburtstag brachte ihre Tante sie auf eine Idee: „Miriam, mach doch ein FSJ!“ Keine zwei Monate später hatte sie einen Schnuppertag im Kinder- und Jugendbüro in Baden-Baden. „Ich habe mich dort einfach super wohl und aufgehoben gefühlt. Von Anfang an“, erinnert sich Miriam.

„Abwechslung!“, das beschreibe ihren Alltag am besten

 

Kurz vor 8 Uhr morgens: Arbeitsbeginn im Büro. Und was steht da so auf der To-Do-Liste drauf? Des Öfteren gehen die drei Freiwilligendienstleistenden für den Jugendtreff einkaufen. Dann bringen sie Lebensmittel mit. Oder Miriam gestaltet den monatlichen Mädchentreff Flyer.

Nach der Mittagspause fährt Miriam zum Jugendtreff Sandweier.  Nun steht die Vorbereitung und Planung für den Mädchentreff an, der jeden Donnerstag stattfindet. Miriam bastelt, backt, kocht oder spielt mit der Mädchengruppe im Alter von 8 bis 11 Jahren. Das macht ihr unheimlich Spaß: „Die Mädchen sind einfach toll!“

Und um Punkt 16 Uhr geht es mit der nächsten Gruppe weiter. Die Jungs stehen schon auf der Matte und warten bis der Treff für sie aufmacht. Die neue Spielekonsole ist das Highlight für alle!

Miriam bedient auch die Kaffeemaschine und versorgt die Kaffeeliebhaber:innen unter den älteren Treffbesucher:innen mit dem ersehnten Heißgetränk. Und spätestens um 17 Uhr knurrt dann auch allen der Magen. Höchste Zeit für die Pizza, die sie am Vormittag besorgt hat!

Neben Tischkicker und Billiard darf auch die absolute Legende im Jugendtreff nicht zu kurz kommen: Das „10.000er Spiel“. Bei diesem Spiel würfelt man reihum. Der- oder diejenige, der als erstes 10.000 Punkte gewürfelt hat, gewinnt. Kein Zufall, dass hier also viel gewürfelt wird. Unglücklicherweise ist der Treffleiter der König in diesem Spiel. Er gewinnt so gut wie jedes Spiel.

18 Uhr: Zeit für die jüngeren Treffbesucher:innen nach Hause zu gehen. Nun sind die Urgesteine an der Reihe: Teilweise kommen sie schon seit mehreren Jahren in den Jugendtreff - fast täglich! Und dann wird auch die Musik von den beiden DJanes aufgedreht. Im Nu nehmen sie den DJ-Raum ein und leben ihr Motto aus: „Musik laut“. Genau das Richtige, um in diesen turbulenten Zeiten auch mal etwas abzuschalten!

Und um 20 Uhr ist leider Schluss. Der Feierabend ruft. Jetzt heißt es die Konsole ausschalten, die Musik abschalten und das Licht ausknipsen. Kurz nach 20 Uhr schließt der Treffleiter die Pforten. Morgen ist ein neuer Tag im Kinder- und Jugendbüro Baden-Baden!

„Jetzt ist der Laden hier dicht!“, wie Corona den Alltag im Kinder- und Jugendbüro veränderte

 

Aufgrund der hohen Corona-Fallzahlen sah Miriams FSJ-Alltag im Winter und Frühjahr allerdings lange Zeit ganz anders aus. Jede zweite Woche änderte sich die Corona-Verordnung. Im September hatte der Treff noch wie gewöhnlich offen. Maskenpflicht war für alle noch genauso fremd, wie Digitalisierung vor 100 Jahren! Heute gehört sie fest zum Alltag.

Nun bestimmte die Maskenpflicht viele Aspekte des Trefflebens, zunächst eine echte Herausforderung! „Maske auf, Hände waschen und dann in die Liste eintragen“, so lautete der erste Satz für jede:n Treffbesucher:in seit September.

Doch es blieb nicht bei der Maskenpflicht. Ende Dezember sagte Miriams Chef: „Jetzt ist der Laden hier dicht.“ Wie kann es da noch weitergehen? Ein Treff lebt von seinen Treffbesucher:innen?! Oder gibt es auch Angebote, die während einer Pandemie möglich sind?

Nach den Masken beherrschten von Videocalls den Alltag, das Homeoffice wechselt sich mit Bürotagen ab. Doch es war nicht nur ungewiss, wann man die Kollegen oder Kolleginnen wiedersehen würde. Jeder Tag brachte seine ganz eigenen Überraschungen mit sich. „Das Leben hat sich um 180 Grad gedreht. Es steht auf dem Kopf“, findet Miriam.

Die Momente, die Miriam in der Zeit am meisten vermisste? Die gute Laune, die ausgefallenen Sprüche oder die ausgelassene Stimmung. Stattdessen existieren neue Angebote: Kochen live auf Instagram oder der Online-Jugendtreff. Jeden Freitag wird live auf Instagram ein neues Rezept gekocht wie beispielsweise Lasagne. Hierbei kann jeder live zu Hause mitkochen.

Auf der Seite des Online-Jugendtreffs findet man verschiedene Angebote wie Rezepte, interessante Fakten, den Link zu Videos oder einen Sternzeichencheck. Nicht zu vergessen die Zeitschrift das „Jugendblättle“, welche im Mai einjähriges Jubiläum feierte und nun in neu entworfenem Design jeden Monat veröffentlicht wird. Seit Neuestem befindet sich das Kinder- und Jugendbüro sogar auf Tiktok. All dies sind tolle Projekte, welche Miriam gemeinsam mit ihrem FSJ-Team und den Studierenden des Kinder- und Jugendbüros Baden-Baden selbstständig erstellt haben.

Ein Angebot lag Miriam während des Lockdowns besonders am Herzen: Basteln To-Go. Dieses Angebot haben Miriams Vorgänger:innen entwickelt und weil es so rege genutzt wurde, führte es Miriam weiter! Jede Woche gab es ein neues Bastelangebot für die Jugendlichen, beispielsweise ein „DIY – Fotohalter“ oder ein Upcycling-Projekt. Jeden Donnerstag konnten die Treffbesucher:innen dann ihr Bastelpaket kontaktlos abholen. Der Kreativität waren hierbei keine Grenzen gesetzt.

Seit 18. Mai kehrt nach und nach etwas Normalität an den Sandweier zurück: nun kann der Jugendtreff zumindest unter gewissen Hygieneauflagen auch vor Ort wieder besucht werden. Und im August endet bereits das Freiwillige Soziale Jahr von Miriam. Und was kommt danach?  „Studieren! Und zwar ein duales Studium der Sozialen Arbeit an der DHBW in Stuttgart in Kooperation mit der Stadt Heidelberg“, sagte sie, denn ihr großes Interesse für die Kinder- und Jugendarbeit wolle sie fortsetzen. 

Miriam kann jedem nur raten ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren, denn sie hat sich in diesem Jahr persönlich, sowie beruflich weiterentwickelt und konnte viele besondere Erfahrungen sammeln.

 

 

Was tun, wenn der perfekte Studienplatz doch nicht zu einem passt?!

Alles schien aussichtslos, dann fand Kiara mit dem BFD als Erste-Hilfe-Ausbilderin zu ihrer Leidenschaft.

 

Kiara Noske (19) ist eine von mehr als 1300 Freiwilligen, die das Badische Rote Kreuz in diesem Jahr betreut. Seit September ist sie Freiwilligendienstleistende beim DRK Kreisverband Lörrach. Hier erzählt sie von ihrer Tätigkeit als Erste-Hilfe-Ausbilderin und was sie dazu gebracht hat ihr Studium abzubrechen und stattdessen einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu absolvieren:

Hast du dich auch schon mal gefragt, ob ein Freiwilligendienst sinnvoll ist? Ob es das Richtige ist und nicht etwa Zeitverschwendung? Ich hatte mir diese Frage tatsächlich gestellt.

Doch nun stehe ich hier in der Mitte meines Freiwilligendienstes und habe etwas gefunden, das mir richtig Spaß macht und das ich in Zukunft weiterverfolgen werde!

Erst einmal zu mir: Ich bin Kiara und 19 Jahre alt. Im Juli 2019 hatte ich mein Abitur absolviert und alles schien perfekt. Ich hatte einen Studienvertrag unterschrieben, ein Unternehmen für mein duales Studium gefunden und, ja, selbst einen tollen Nebenjob für den Sommer hatte ich bereits in der Tasche! Ich war voller Vorfreude, konnte es kaum abwarten, in meinen neuen Lebensabschnitt zu starten. Aber im Leben kommt nicht immer alles so, wie man es sich vorstellt, oder?

Mein Studium habe ich schon nach ein paar Monaten abgebrochen. Ich fühlte mich nicht wohl, habe gemerkt, dass es absolut nicht das Richtige für mich ist. Es machte mir zwar Spaß, aber als Beruf konnte ich mir den Bereich auf einmal nicht mehr vorstellen.

Ich machte mich also direkt auf die Suche nach etwas Neuem, schrieb viele Bewerbungen, für Studien- aber auch für Ausbildungsplätze. Es kam eine Absage nach der anderen und immer mit der gleichen Begründung: dass durch die unklare Situation der Corona-Pandemie keine Ausbildungsplätze angeboten würden… Ich konnte es nicht mehr hören! Die Corona-Pandemie hatte mir meine ganze Zukunftsplanung durchkreuzt.

Ich begann zu zweifeln… An mir selbst, an meiner Zukunft und an all meinen Zielen. Nun stand ich da: als Einzige in meinem Freundeskreis ohne Studienplatz für das Wintersemester 2020. Und das Gefühl, das mich dabei begleitete, war einfach nur Aussichtslosigkeit. Mit viel Mut habe ich mir dann eingestanden, dass ich dieses Jahr nicht mit dem Studium anfangen werde. Doch was stattdessen? Was sollte ich in der Zwischenzeit machen?

Noch ein Jahr mit einem Nebenjob überbrücken, kam für mich nicht in Frage! Ich wollte die Zeit sinnvoll nutzen, ich wollte Erfahrungen sammeln, lernen, über mich hinauswachsen und vor allem das Berufsleben in richtig kennenlernen.

Über Bekannte und Familienangehörige wurde ich auf den Freiwilligendienst beim  Badischen Roten Kreuz aufmerksam. Das fand ich spannend! Und einen Freiwilligendienst als Erste-Hilfe-Ausbilder:in konnte ich mir vorstellen. Das Interesse an der Medizin war bei mir schon immer vorhanden und da ich mich als offen und kommunikativ beschreiben würde und mir das Sprechen vor Gruppen keine Probleme bereitet, war ich bereit, mich der Herausforderung zu stellen!

Mit der Zusage im Sommer folgte der Start direkt im September. Ich habe eine Sanitätsausbildung und auch eine Qualifizierung als Lehrkraft für Erste-Hilfe-Kurse abgeschlossen. Beides sind Voraussetzungen, die man als Erste-Hilfe-Ausbilder:in erfüllen muss. Einerseits lernt man dabei die Grundlagen der medizinischen Versorgung – sowohl theoretisch als auch praktisch – andererseits bekommt man viele methodische und didaktische Tipps und Tricks beigebracht, um den Erste-Hilfe-Kurs für Erwachsene interessant gestalten zu können. Ich habe in diesen Ausbildungen unglaublich viel lernen dürfen und bin dankbar für all das, was ich bisher mitnehmen durfte.

Nun ist mehr als die Hälfte meines Freiwilligendienstes vorbei und ich kann bis heute nur positive Schlüsse daraus ziehen. Ich habe Verantwortung übernommen, bin in das Berufsleben hineingewachsen und habe mich persönlich weiterentwickelt. Außerdem hat mich der Freiwilligendienst auch bei meiner Berufsorientierung unterstützt. In den letzten vier Monaten habe ich meine Leidenschaft gefunden und auch den Weg, den ich beruflich gehen möchte! Jetzt weiß ich, dass ich auch nach meinem Freiwilligendienst Erste-Hilfe-Kurse geben möchte!

Aber die größte und vielleicht wertvollste Lehre, die ich durch meinen Freiwilligendienst gelernt habe? Im Leben kommt vielleicht nicht immer alles so, wie man es sich wünscht, aber dafür vielleicht so, wie es sein soll!

- Kiara (19), macht ihren Bundesfreiwilligendienst im DRK-Kreisverband Lörrach als Erste-Hilfe-Ausbilderin

 

 

Denise ist ehemalige Freiwilligendienstleistende und erzählt von ihrem FSJ

 

Der Traum vom Ausbildungsplatz ist geplatzt - wie geht es jetzt weiter? In einem Interview mit unserer Botschafterin Miriam erzählt Denise, wie ihr ursprünglicher Plan für ihre Zukunft - erst Fachhochschulreife, dann Ausbildung - sich zerschlagen hatte. Eine Freundin und zu dieser Zeit Freiwilligendienstleistende gab ihr dann die nötige Perspektive: ein Freiwilliges Soziales Jahr im Kinder- und Jugendbüro in Baden-Baden! Und rückblickend hat Denise in ihrem FSJ viele wertvollen Erfahrungen gesammelt, die sie jetzt persönlich und im Studium weiterbringen.

Vielen Dank an Miriam und Denise für diese tollen Einblicke!

 

 

 

FSJ in einer Gemeinschaftsschule – eine großartige Erfahrung

Ein Einsatzstellenbericht von Benjamin Friedrich

 

Benjamin Friedrich (20) ist einer von mehr als 1300 Freiwilligen, die das Badische Rote Kreuz in diesem Jahr betreut. Seit September ist er FSJler an der „Eschach-Neckar Gemeinschaftsschule“ in Deißlingen. Hier erzählt er von der Arbeit in seiner Einsatzstelle und was ihn zum FSJ motiviert hat:

Für viele Schülerinnen und Schüler stellt sich nach dem Abschluss die entscheidende Frage: Was fange ich jetzt mit meinem Leben an? So ging es auch mir. Direkt mit dem Studium beginnen, wollte ich nicht. Ich wollte erst noch etwas anderes erleben, etwas Neues machen und dabei einen Dienst für die Allgemeinheit leisten. Also entschied ich mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr!

Ich arbeite nun seit sechs Monaten an der Gemeinschaftsschule „Eschach-Neckar“ am Standort Deißlingen. Meine Motivation? Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Außerdem spiele ich schon länger mit dem Gedanken, etwas im Bereich der Pädagogik zu machen.

Einige Lehrpersonen haben Schwierigkeiten in der Kommunikation und im Umgang mit ihren Schüler:innen. Das wusste ich aus eigener Erfahrung. Ich will das besser machen, besser als meine Lehrer:innen, besser als ich das damals für mich selbst gelöst hatte.  

Das neunte Schuljahr musste ich (glücklicherweise) wiederholen. Bis dahin hatte ich nicht viel für die Schule übrig. Mich nervten die Regeln und Pflichten, aber vor allem nervte es mich, keine Fehler machen zu dürfen. Fehler wurden immer als etwas Schlechtes dargestellt. Ich wollte das Positive aus meinen Fehlern ziehen. Von ihnen lernen und es das nächste Mal aufs Neue zu versuchen. Es dieses Mal vielleicht sogar besser machen. Doch das kommt in der Schule häufig zu kurz. Deshalb möchte ich mich für die Kinder und Jugendlichen einsetzen, sie in ihrem Schulalltag begleiten und ihnen die Dinge aus einer anderen Perspektive zeigen.

Nach sechs Monaten in meinem FSJ hoffe ich nun, es besser gemacht zu haben. Aber das sollen die Schüler:innen entscheiden. Tatsache ist, dass ich jeden Tag Lust auf meine Arbeit habe, dass es mir Spaß macht, Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen, sowohl was den Unterrichtsstoff betrifft als auch das menschliche Miteinander.

Ein typischer Morgen sieht für mich so aus: Ich komme in die Schule und nach einer kurzen Besprechung im Lehrerzimmer mit dem netten Kollegium wird geplant, wo ich heute eingesetzt werde. So wechsle ich regelmäßig die Klassen und komme mit vielen unterschiedlichen Schüler:innen zusammen. Dabei unterstützen mich sowohl die Lehrpersonen als auch die Schulsozialarbeiterinnen kräftig.

Als FSJ‘ler bin ich im Unterricht vieler verschiedener Klassen dabei. In einer Gemeinschaftsschule unterscheidet sich das Lernniveau zum Teil stark voneinander und dennoch ist es wichtig, dass man sich um alle Schüler entsprechend kümmert. Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Leistungsschwächeren mitzunehmen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sich die Leistungsstärkeren nicht langweilen.

Gerade diese Vielfalt gefällt mir, denn so arbeite ich mit unterschiedlichen Lerntypen, die individuell gefördert werden. Für die Zeit in den Klassen, die ich besonders mag, bin ich sehr dankbar. Es macht so viel Spaß, den Schüler:innen etwas beizubringen.

Im Gemeinschaftskundeunterricht der siebten Klassen halte ich sogar Präsentationen zu verschiedenen politischen Themen, wie beispielsweise das deutsche Parteiensystem. Diese Aufgabe gefällt mir besonders gut, da ich hier viel eigenständig erarbeiten und kreieren kann. Was mich begeistert, ist das Interesse der Schüler. Sie sind sehr wissensdurstig und wirken keineswegs politikverdrossen, wie man es den jüngeren Generationen gerne unterstellt.

Nach einem langen Arbeitstag treffen wir uns im Rahmen der Schulsozialarbeit regelmäßig zu Besprechungen, um die Geschehnisse des Tages aufzuarbeiten. Da freue ich mich immer besonders auf die Rückmeldung. So kann ich lernen, was ich noch besser machen kann. Nach den Besprechungen bleiben für uns Freiwillige noch weitere Aufgaben, wie das Vorbereiten des Unterrichts am nächsten Tag, das Verschönern des Schulgeländes oder auch manchmal die Betreuung der Grundschüler:innen. So komme ich ab und zu mit einer weiteren Altersgruppe in Kontakt und kann zusätzliche Erfahrungen sammeln und meinen Horizont erweitern.

Was ich aus meinem FSJ mitnehmen werde? Das Erlernen von Empathie, dass man versucht, sich in jeden Schüler und jede Schülerin hineinzuversetzen. Das kann man im späteren Leben gut gebrauchen, da man immer mit unterschiedlichen Menschen zu tun haben wird. Meinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern möchte ich empfehlen/ans Herz legen, sich darauf einzulassen und dankbar zu sein, so viele Eindrücke sammeln zu können. Es mag nicht immer leicht sein, mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Und natürlich gibt es auch schwierigere Fälle. Allerdings lohnt sich der Einsatz am Ende immer und bringt einen in vielen Lebensbereichen entscheidend weiter.

Mein Freiwilligendienst ist eine großartige Erfahrung, er war in vieler Hinsicht lehrreich. Vielleicht kann ich den einen oder die andere dazu motivieren, selbst ein FSJ an einer Schule zu machen. Ich kann es wirklich empfehlen!

Und wie geht es nun für mich weiter? Voraussichtlich werde ich Lehramt studieren. Das Gefühl, einem wissensdurstigen Kind etwas beigebracht zu haben und die eigene Freude, wenn das Vermittelte auch verstanden wird, ist wahnsinnig toll. An einem halte ich auf alle Fälle fest, nämlich andere dazu zu motivieren, das Positive an Fehlern zu sehen. Sie als Chance zu nutzen, daraus zu lernen und es von nun an besser zu machen. Besser als man selbst und besser als andere vor einem.

 

 

2020 ist ein Rekordjahr für die Freiwilligendienste

Im Jahr 2020 haben sich in Baden-Württemberg so viele für einen Jugendfreiwilligendienst entschieden wie noch nie! Mehr als 17.350 Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren engagierten sich in einem der 20 unterschiedlichen Einsatzbereichen. Fast 1.000 mehr als im Vorjahr! Umgerechnet ist das ein beachtlicher Zuwachs von 5,8 %! Ein deutliches Zeichen der Solidarität und des gesellschaftlichen Zusammenhalts, das die Jugendlichen hier beweisen – gerade auch in der aktuellen pandemischen Lage! Wir finden, das hat ein dickes Lob und viel Respekt verdient!

Am häufigsten absolvieren Freiwillige zurzeit ihren Dienst in Kindertagesstätten, Kliniken, Einrichtungen der Behindertenhilfe und Schulen. Aber auch kulturelle Einrichtungen, Sport und Umwelt sind immer häufiger gefragt.

Auch die Freiwilligendienste des Badischen Roten Kreuzes waren 2020 besonders populär. Mit insgesamt 1.365 Freiwilligen und einem Zuwachs von 7,8 % erhielten die Freiwilligendienste des Badischen Roten Kreuzes sogar überdurchschnittlich hohen Zuwachs!

Insgesamt 38 Träger bieten in Baden-Württemberg den Bundesfreiwilligendienst (BFD) und das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) für Jugendliche an - etwa 3.400 absolvieren ihren Dienst als Bundesfreiwilligendienst und fast 14.000 als Freiwilliges Soziales Jahr. Mit 1.300 Teilnehmenden ist das Badische Rote Kreuz nicht nur in Baden, sondern in ganz Baden-Württemberg größter Anbieter für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ)!

Ein Freiwilligendienst ist ein sogenanntes Bildungs- und Orientierungsjahr, das Jugendliche klassischerweise in der Übergangsphase zwischen Schule und Ausbildung oder Studium absolvieren. Neben den wertvollen Einblicken in diverse Arbeitsfelder werden die Freiwilligen von ausgebildeten Pädagog:innen begleitet. Ziel der pädagogischen Begleitung in den Freiwilligendiensten ist die umfassende Bildung junger Menschen auf persönlicher, sozialer und beruflicher Ebene. 25 Bildungstage bieten Raum, Erfahrungen in der Einsatzstelle zu reflektieren, soziale und kulturelle Kompetenzen zu fördern, sich für körperliche, seelische und soziale Herausforderungen zu sensibilisieren und natürlich die individuelle Persönlichkeit zu entwickeln.

Gerade in der Seminararbeit ist ein Zuwachs von fast 100 Freiwilligen deutlich spürbar. Eine tolle Leistung, die unsere Bildungsreferentinnen und Bildungsreferenten zusätzlich zur pandemisch-bedingten Digitalisierung des gesamten Seminarbetriebs gerade meistern!

Schon vor der Pandemie verzeichneten die Freiwilligendienste einen Zuwachs. Dennoch hängt der deutliche Anstieg im Jahr 2020 vermutlich auch mit der Pandemie zusammen: Auslandsaufenthalte waren schwieriger zur realisieren und der eine oder die andere hatte sicherlich Schwierigkeiten einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Wir freuen uns, mit dem Freiwilligendienst so vielen Jugendlichen eine Perspektive und sinnvolle Alternative bieten zu können!

 

 

 

Das FSJ in einer Klinik machen – und das in Zeiten von Corona!



Wir haben zwei unserer Freiwilligen - Samantha und Diego - gefragt, warum sie ihr FSJ in einer Klinik machen und was sich eigentlich durch Corona in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr verändert hat?

Samantha und Diego haben sich zu einem Zeitpunkt für ein FSJ entschieden, als die Welt scheinbar noch in Ordnung war: Corona war eine Biersorte, Masken was für Narrenzünfte und ein Treffen unter Freunden kein Politikum. Sie wollten beide ein FSJ machen, um in den Arbeitsbereich Klinik reinzuschnuppern und den Beruf der Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger kennenzulernen.

Samantha macht ihr FSJ auf der Kardiologie und Angiologie (also Herz-Kreislauf- sowie Gefäßerkrankungen) im Klinikum Mittelbaden Balg, Diego hat sein FSJ zunächst im Kreiskrankenhaus Schopfheim auf einer Diabetestation begonnen und wurde inzwischen nach Lörrach in die Onkologie versetzt. Und als Diego nach ein paar freien Tagen zurück auf seine Station kommt, ist sie zur Corona-Station umgebaut. Gerade in Kliniken rückt die Pandemie nah an unsere Freiwilligen heran. Der Kontakt mit Corona-Patient:innen ist kein diffuses Risiko, sondern gehört nun zum Alltag. Dennoch haben sich beide dazu entschieden, ihr FSJ zu verlängern!

Aber was sind die Aufgaben von Freiwilligendienstleistenden in einem Klinikum?

An vorderste Stelle steht Vitalwerte messen, also Blutdruck, Puls, Blutzucker, Körpertemperatur etc., Essen austeilen, Patient:innen waschen und sie sicher zu ihren Untersuchungen zu bringen. Diego meint aber, wenn er alle Aufgaben aufzählt, wären wir damit morgen noch beschäftigt. Abwechslung gibt es genug!

Was das Schöne an diesen Tätigkeiten ist?

Samantha hat durch ihr FSJ an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gewonnen und ihre Selbstständigkeit weiterentwickeln können. Außerdem hat sie für sich einen besseren Umgang mit den Themen Altern und Sterben gefunden. Diego schätzt gerade die Arbeit mit den Patient:innen, für sie da zu sein, sie zu unterstützen und ihre Situation verbessern zu können. Kraft schöpft er daraus, dass er ihnen helfen und sie auf ihrem Weg weiterbringen kann.

Was sich durch Corona verändert hat?

Sowohl Diego als auch Samantha finden, dass sich an ihren Aufgaben durch Corona fast nichts geändert hat. Natürlich gehört die FFP2-Maske nun zum festen Bestandteil der Dienstkleidung und die emotionale Zusatzbelastung durch Corona ist spürbar: Zum einen tritt durch die pandemische Lage der generelle Personalmangel in Kliniken deutlich zutage, zum anderen sind Kontakte mit Patient:innen, die im Nachhinein positiv auf das Virus getestet werden, nicht vollständig vermeidbar. Die Sorge, sich anzustecken, ist trotz diverser Vorsichtmaßnahmen für unsere Freiwilligen spürbar.

Zwar werden unsere Freiwillige nicht auf Isolations- und Intensivstationen eingesetzt, Diego darf aus Jugendschutzgründen die Isolationszimmer von Corona-Patient:innen gar nicht erst betreten – und dennoch würde er sich wünschen, durch frühzeitigere Tests und mehr Schutzkleidung besser vor einer möglichen Infektion geschützt zu werden.

Und wie geht es nun weiter?

Durch das FSJ sind sich beide sicher: Sie möchten gerne weiter in diesem Bereich arbeiten. Diego fängt in den nächsten Monaten deshalb die Ausbildung zum Gesundheitskrankenpfleger und Samantha die Ausbildung zur Kinderkrankenpflegerin an.

Wir finden, das hört sich nach einem großartigen Plan an! Wir wünschen beiden viel Erfolg und alles Gute auf ihrem weiteren Weg!

 

 

 

Anleitungstreffen 2.0

– unser erstes digitales Anleitungstreffen via Videokonferenz

Jeder und jede Freiwillige hat in seiner Einsatzstelle üblicherweise eine für ihn/sie zuständige Person, die die Einführung, die fachliche Anleitung und die individuelle Begleitung der Freiwilligen sicherstellt. Es ist also so etwas ähnliches, wie ein:e persönliche:r Mentor:in, wir nennen das bei uns aber Anleitung.

Und natürlich ist es für uns als Landesverband wichtig, in engem Kontakt mit unseren Anleitungen zu stehen, damit die Zusammenarbeit mit den Freiwilligen reibungslos funktioniert. Und in diesem Jahr haben wir dabei einen großen Sprung in die Digitalisierung gewagt und unser Anleitungstreffen digital veranstaltet. Und wir finden, das hat richtig gut funktioniert!

Mehr als 180 Anleiterinnen und Anleiter haben an unseren digitalen Treffen teilgenommen. Wir freuen uns über die rege Resonanz unserer Anleiterinnen und Anleiter, die sich neben dem Tagesgeschäft in den Einsatzstellen an das Medium der Videokonferenz herangetraut haben!

Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihren Beitrag, der einen intensiven und Austausch – auch via Videokonferenz – ermöglicht hat. Vielen Dank auch für die nötige Geduld, die so eine Videokonferenz mit sich bringt!

An insgesamt drei Terminen gab es die Gelegenheit in digitalen Workshops zu unterschiedlichen Themengebieten zu arbeiten. So konnten ganz grundsätzliche Fragen für ganz neue Anleitungen geklärt, aber auch Raum für Austausch unter unseren schon sehr erfahrenen Anleiter:innen geschaffen werden. In anderen Workshops ging es um die Möglichkeiten der Teilnehmendengewinnung im Freiwilligendienst oder um Hilfestellungen im Umgang mit Freiwilligen in herausfordernden oder belastenden Situationen. Ein abwechslungsreiches und buntes Programm.

Wir haben uns auch die Mühe gemacht, die Inhalte unterhaltsam und abwechslungsreich zu gestalten. So zum Beispiel mit einem kleinen Comic zum Ablauf eines Freiwilligendienst:

 

 

 

 

Wertvolle Unterstützung für Kitas, Pflegeheime und Kliniken

Viele unserer internationalen Freiwilligen aus Mexiko und Chile verlängern ihren Freiwilligendienst um sechs Monate.

 

30 junge Menschen aus Mexiko und Chile leisten bereits seit September 2019 über das weltwärts-Programm einen Freiwilligendienst in Freiburg, Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und der Ortenau. Meist haben die jungen Frauen und Männer aus Lateinamerika in ihrem Heimatland schon studiert oder eine Berufsausbildung absolviert. Hier in Deutschland engagieren sie sich in Einsatzstellen aus dem sozialen Bereich: in Kitas, Pflegeheimen, Kliniken sowie in Einrichtungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf.

Wo immer möglich haben die Freiwilligen die Arbeit in ihren Einsatzstellen auch trotz Corona und der damit einhergehenden Verunsicherungen und Risiken fortgesetzt. 23 von ihnen werden nun ihren Dienst um weitere sechs Monate verlängern. Sehr zur Freude ihrer Einsatzstellen. Sie haben den Verlängerungen sofort zugestimmt, da die Freiwilligen eine wertvolle Unterstützung in der täglichen Arbeit sind und diese – gerade auch auf Grund anderer kultureller Erfahrungen – bereichern. So bietet sich den jungen Frauen und Männern die Chance noch weitere Erfahrungen in ihren Einsatzbereichen zu sammeln und ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen.

Nach und nach kehrt in Südbaden wieder der Alltag ein – sowohl in den Einrichtungen als auch im privaten Leben. Für ihre Familien und Freunde in Mexiko und Chile wird eine Rückkehr zur Normalität noch etwas dauern. Lateinamerika ist ausgesprochen hart von der Covid-19-Pandemie betroffen. Chile und Mexiko gehören aktuell zu den acht Ländern mit den höchsten Infektionszahlen weltweit.

Träger des Programms ist das Badische Rote Kreuz, das nicht nur Einsatzstellen vermittelt, die Freiwilligen im Alter von 19 bis 29 Jahren pädagogisch begleitet und ihnen, wo immer nötig zur Seite stehen, sondern sich auch um Gastfamilien kümmert.

Für zwei chilenische Freiwillige werden noch Gastfamilien gesucht, die an einem Austausch mit jungen, engagierten Menschen interessiert sind. Mindestens für 3 Monate, idealerweise von Mitte August bis Mitte Februar, am besten in und um Freiburg oder in Tiengen. Für die Unterkunft und Verpflegung wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt. Weitere Informationen hierzu gibt es bei Natascha Rüb per Tel. 0761 88336-257 oder per E-Mail natascha.rueb@spam protectdrk-baden.de

 

 

 

Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst

Arbeitstag von Chiara Dilberger beim DRK-Kreisverband Emmendingen.

Kreis Emmendingen (mkt). Schulabschluss in der Tasche, Berufsausbildung beendet – und jetzt? Die 19-jährige Chiara aus Elzach entschied sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Beim DRK Kreisverband Emmendingen bekam sie das Angebot, sich zum Rettungshelfer ausbilden zu lassen und im Rettungsdienst zu arbeiten.

„Rettungsdienst – kann ich das?“, fragte sich Chiara Dilberger. Spätestens beim Bewerbungsgespräch wurden ihre Zweifel ausgeräumt. Sie merkte schnell: Wer dem Klischee vom Blaulicht-Junkie nachhängt, der mit heulenden Sirenen durch tiefe

Großstadtschluchten jagt und nach vollbrachter Heldentat lässig seine Zigarette pafft, wird enttäuscht sein. Ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst spielt sich überwiegend im Krankentransport ab – nur ganz selten mit Blaulichteinsätzen. Trotzdem ist es kein leichter, sondern ein ungemein anspruchsvoller Job, wie ein Arbeitstag von Chiara Dilberger zeigt:

 

Montagmorgen, kurz vor 8 Uhr: Chiara Dilberger und Jonas Haberstroh checken den an der Rettungswache Elzach stationierten Krankentransportwagen (KTW) durch. „Das wird grundsätzlich zu Schichtbeginn gemacht“, erklärt Chiara. Sie prüfen die medizinischen Geräte und die Ausstattung ihres Fahrzeugs auf Funktion und Vollständigkeit, bevor sie sich über Funk bei der Integrierten Leitstelle Emmendingen einsatzbereit melden. Die schickt auch schon den ersten Auftrag: Eine Verlegung aus der BDH-Klinik Elzach in die BDH-Klinik Waldkirch. Routiniert rangiert Chiara das große Fahrzeug in die Liegend-Anfahrt der Rehaklinik. Zielsicher marschieren sie durch ein wahres Labyrinth von Gängen und Fluren auf die angegebene Station, wo sie sich mit einem fröhlichen „Guten Morgen!“ melden. Ihr Patient habe vor einigen Wochen einen schweren Schlaganfall erlitten, erfahren sie vom zuständigen Pfleger. Sein Sprachzentrum sei gelähmt. Er könne sich nur mit den Augen verständigen, verstehe aber alles, was man sagt.

 

Für die weitere künstliche Ernährung muss eine spezielle Sonde gelegt werden. Dieser kleine operative Eingriff wird in der BDH-Klinik Waldkirch vorgenommen. Anschließend soll Herr M. wieder nach Elzach zurück verlegt werden.

Derart informiert gehen Chiara und Jonas gemeinsam mit dem Pfleger ins Patientenzimmer. Sie stellen sich vor, fragen, wie es ihm geht und ob er damit einverstanden ist, dass sie ihn aus dem Bett holen. Das zustimmende Augenzwinkern zeigt, dass der Patient sie verstanden hat. Für den Transfer aus dem Bett auf die Liege nutzen sie ein spezielles Rollbrett, das zur Grundausstattung jedes Krankentransportwagens gehört. Vorsichtig wird Herr M. in das Fahrzeug geschoben. Mit großer Umsicht steuert Chiara das schwere Fahrzeug über die kurvenreiche Strecke talabwärts.

In der BDH-Klinik Waldkirch angekommen bringen sie ihren Patienten in die Endoskopie, wo der Eingriff stattfinden soll. Hier wird Herr M. schon erwartet, eine Untersuchungsliege, auf die er wieder mit Hilfe des Rollbretts gelegt wird, ist schon vorbereitet. „Alles Gute für Sie!“, verabschieden sich Chiara und Jonas von ihrem Patienten, denn schon wartet der nächste Auftrag auf sie: Eine Verlegung aus der Zentralen Notaufnahme der Uniklinik Freiburg ins Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Emmendingen.

Im Zusatztext steht die Bemerkung: „Mit Polizeibegleitung“. „Das verspricht nichts Gutes“, ahnt Jonas. In der Notaufnahme wird ihnen ein junger Mann übergeben, der in der Nacht zuvor einen Selbstmordversuch begangen hat. Nach der medizinischen Versorgung in der Uniklinik soll nun die psychiatrische Behandlung folgen. Dafür muss er in die dafür zuständige Spezialklinik nach Emmendingen verlegt werden. Da er jedoch noch immer nicht zurechnungsfähig ist und nicht ausgeschlossen werden kann, dass er sich erneut etwas antut, wird der Transport von der Polizei begleitet. Während ein Beamter sich gemeinsam mit Jonas in den Patientenraum setzt, fährt der zweite im Streifenwagen hinterher. Im ZfP angekommen übernimmt Chiara die Anmeldung des Patienten. Kurz darauf erscheint der Aufnahmearzt und beginnt ein erstes orientierendes Gespräch mit ihm.

Die Übergabe erfolgt kurz und routiniert. Für Chiara und Jonas steht jetzt die Mittagspause auf dem Programm. Dafür steuern sie die Rettungswache Emmendingen an. Im großen Aufenthaltsraum treffen sie auf andere Besatzungen, die hier ebenfalls ihre Pause verbringen. Man berichtet sich gegenseitig von den Erlebnissen des Tages, macht Scherze. Die Stimmung ist gelöst, es wird viel gelacht.

Am 30. September endet ihr Freiwilliges Soziales Jahr. Und was kommt dann? „Auf alle Fälle mache ich jetzt erst einmal die Weiterbildung zum Rettungssanitäter“, denn dem Rettungsdienst wolle sie treu bleiben. Ob sie sich hier auch ihre berufliche Zukunft vorstellen kann?  „Mal schauen, vielleicht bewerbe ich mich ja auch um eine Ausbildungsstelle zum Notfallsanitäter“.

Die DRK-Kreisverbände bieten in der Abteilung Rettungsdienst häufig Plätze für Freiwilligendienstleistende an. Voraussetzung für eine Bewerbung ist das vollendete 18. Lebensjahr und ein PKW-Führerschein.

 

 

Rechte und Pflichten in deinem FSJ


Wir haben für euch die wichtigsten Rechte und Pflichten im FSJ zusammengefasst. Mehr Infos findet ihr unter FSJ und BFD von A-Z. Wenn ihr noch Fragen habt, ruft uns an oder schreibt uns eine Mail!

 

 

 

Freiwillige präsentieren ihre Kunstwerke zum Thema „Zivilcourage“

 

Das Projekt Zivilcourage, eine Kooperation der Freiwilligendienste des DRK-Landesverbandes Badisches Rotes Kreuz und der Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein, erfuhr jetzt eine besondere Würdigung.

In der Bundespolizeidirektion Stuttgart werden derzeit Kunstobjekte ausgestellt, die von Freiwilligen des Badischen Roten Kreuzes im Rahmen dieser seit 2013 bestehenden Präventionsmaßnahme geschaffen wurden. An der Vernissage nahmen unter anderem der Präsident der Bundespolizeidirektion Stuttgart, Peter Holzem, die Geschäftsführerin des DRK-Landesverbandes Badisches Rotes Kreuz, Birgit Wiloth-Sacherer, sowie Freiwillige, deren Bilder nun in der Ausstellung gezeigt werden, teil.

Zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder einem Bundesfreiwilligendienst gehören über die Arbeit in der Einsatzstelle hinaus eine pädagogische Begleitung sowie fünf einwöchige Seminare. In diesen ist das Präventionsprojekt beheimatet, an dem jedes Jahr etwa 100 der insgesamt 1300 Freiwilligen im Badischen Roten Kreuz teilnehmen. An zwei Seminartagen erleben die jungen Menschen Situationen, in denen Zivilcourage gefragt ist. Die Reflexion des Erlebten geschieht auf kreative Weise: Es entstehen Bilder, Geschichten, Rollenspiele und mehr. Eine Auswahl der so entstandenen Bilder ist in der aktuellen Ausstellung zu sehen.

Seit Beginn der Kooperation, die vor allen von Melanie Flick (Badisches Rotes Kreuz) und Thomas Schlageter (Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein) getragen wird, haben etwa 800 Freiwillige am Projekt „Zivilcourage“ teilgenommen.

 

 

Abschlussbericht zum Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug

Der letzte Jahrgang Freiwilliger aus dem Sonderprogramm des Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug hat im September den Freiwilligendienst beendet.

Der BFDmF hat die Freiwilligendienste bereichert und wir haben Erfahrungen gesammelt, die auch den Regeldiensten FSJ und BFD zugutekommen sollen.

Die zentralen Erkenntnisse sind im vorliegenden Abschlussbericht zusammengefasst.  

 

 

 

"Eigentlich sieht jeder Tag ganz unterschiedlich aus"

FSJ im Abenteuerspielplatz Weingarten

Anne Strecker ist seit September 2018 als Freiwillige in unserer Einsatzstelle Abenteuerspielplatz Weingarten tätig. Wir haben sie nach ihren Erlebnissen dort befragt:

 

Wie sieht dein typischer Tagesablauf aus?

Eigentlich sieht jeder Tag ganz unterschiedlich aus. Grundsätzlich haben wir viele verschiedene Angebote auf dem Abenteuerspielplatz, zum Beispiel Angebote für Schulklassen oder Nachmittagsbetreuung für Kinder.

Wir haben auch ein festes Programm, so wie das „Schaffen Lernen“, wo Jugendliche lernen, wie im Berufsleben zu handeln. Sie sind dann zum Beispiel für einen Tag lang Köche oder Konditoren und ich unterstütze sie dabei. Am Nachmittag bieten wir manchmal Kreativprogramme an – da bastle ich dann mit den Kindern Dinge wie Traumfänger, Windräder oder Schmuck. Bei den Kreativprogrammen überlege ich mir die Themen auch immer selbst.

 

Warum hast du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden?

Ich möchte später gerne im sozialen Bereich arbeiten und eine Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin machen. Durch mein FSJ kann ich den Bereich bereits kennenlernen und auch die Zeit bis zur Ausbildung überbrücken.

 

Was war dein eindrücklichster Moment?

Ich finde es toll, wie schnell man in die Familie aufgenommen wird. Wir sind ein kleines Team aus Hauptamtlichen, Praktikantinnen und Praktikanten – dazu kommen aber noch unzählige Ehrenamtliche. Das Schöne ist auch, dass alle, die hier einmal gearbeitet haben, früher oder später wieder kommen, was sehr für die Gemeinschaft spricht.

 

Was waren die größten Herausforderungen für dich?

Das Ankommen im FSJ fiel mir erstaunlich leicht – ich war als Kind oft hier und kannte den Ort bereits. Ich glaube eine der größten Herausforderungen an dieser FSJ-Stelle ist das selbständige Arbeiten. So zum Beispiel, wenn ich mir eigenständig Kreativprogramme für die Kinder ausdenke und durchführe.

 

Was nimmst du aus deinem Freiwilligendienst mit?

Sehr viel! Viel Erfahrung, auch für die Zukunft. Ganz besonders nehme ich mit, dass ich es nun gewohnt bin, eigenständig zu arbeiten. Mir ist auch klar geworden, dass ich mit meinem FSJ die richtige Entscheidung getroffen habe, auch wenn ich den Abenteuerspielplatz bereits von früher kannte.

 

Was hast du nach deinem FSJ vor?

Ich möchte mein FSJ gerne um ein halbes Jahr verlängern. Danach bleibt mir noch ein halbes Jahr Zeit – sobald ich 18 werde möchte ich dann die Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin anfangen.

 

Was würdest du deinen Nachfolgern mit auf den Weg geben?

Sei vor allem du selbst! Das ist in der Arbeit mit den Kindern und auch im Team sehr wichtig und bringt dich weiter.

 

 

 

Auszeit vom Alltag

 Unsere Einsatzstelle "Timeout Breitnau"

Aurelia Daniels, Annalena Schindler und Julian Abstreiter (v.l.) berichten von ihrem Freiwilligendienst im Timeout Breitnau.


Julian: "Bei meinem FSJ bei Timeout habe ich täglich schöne, interessante und auch herausfordernde Begegnungen. Ich wachse auf jeden Fall an den Aufgaben, die ich übernehme.“


Inmitten der Natur vor einer großartigen Schwarzwaldkulisse liegt das Timeout Breitnau. Das Gebäude, ein großes ehemaliges Bauernhaus, beherbergt heute eine Jugendhilfeeinrichtung, in welcher Kinder und Jugendliche – wie der Name schon sagt – eine Auszeit nehmen können und durch praktische Arbeit in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Hauswirtschaft von ihren schulischen oder auch privaten Problemen Abstand gewinnen können. Selbstbestimmt in Tempo und Umfang nehmen die Jugendlichen dann nach und nach wieder an schulischen Angeboten teil, bis sie schließlich ihren Schulabschluss schaffen, eine Lehre oder Ausbildung starten oder eine weiterführende Schule besuchen. Auf dem Weg dorthin ist die Hofgemeinschaft ihr „sicherer Ort“, von dem aus eine neue Perspektive auf das eigene Leben sowie neue Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden können.

Als Unterstützung der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unsere 3 Freiwilligen Aurelia Daniels, Julian Abstreiter und Annalena Schindler Teil dieses Lern- und Lebensortes. Für die Kinder und Jugendlichen sind sie inzwischen zu wichtigen Bezugspersonen geworden. So begleiten sie diese bei den täglich anstehenden Arbeiten im Stall, beim gemeinsamen Kochen in der Küche, bei den Hausaufgaben oder dem Zimmeraufräumen. Im Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen ist hierfür der Aufbau einer guten Beziehung ebenso wichtig wie anspruchsvoll. Manchmal gilt es, die Kinder und Jugendlichen zu begeistern und zu motivieren, ein andermal müssen sie gebremst oder an Regeln erinnert werden und oft ist ein gutes Gleichgewicht von Einfühlungsvermögen auf der einen Seite und Abgrenzung oder Durchsetzung auf der anderen Seite notwendig. Professionell unterstützt werden die drei Freiwilligen dabei von den hauptberuflichen Pädagoginnen und Pädagogen in der Einrichtung. Bei der aktiven Teilnahme an Teamsitzungen bekommen sie so einen tiefen Einblick in die verschiedenen pädagogischen Aufgabenfelder.

Nach ihren ersten wichtigen Erfahrungen gefragt, sagt Aurelia: „Eine 40-Stunden-Arbeitswoche hat’s schon in sich. Da lernt man schnell, Privat- und Arbeitsleben auseinander zu halten. Gute und zuverlässige Kollegen, die auch einmal die Ruhe bewahren können, haben mich dabei auch super unterstützt.“ Wie Aurelia das FSJ in Timeout in wenigen Worten beschreiben würde? „Herausfordernd, abwechslungsreich, vielseitig, wichtig, persönlich, emotional, erfüllend, spannend und eine wunderbare Möglichkeit sich selber besser kennenzulernen und auszuprobieren. Bei Timeout habe ich Sachen gelernt, denen ich bisher in meinem Leben noch gar nicht persönlich begegnet war, wie zum Beispiel Sahne machen oder Kühe melken. Ich habe Kontakte zu Jugendlichen aufgebaut die es trotz allen Schwierigkeiten, denen sie ausgesetzt sind, in bewundernswerter Weise schaffen, so langsam wieder auf die eigenen Beine zu kommen. Und ich habe manchmal, wenn ich an meine Grenzen kam, vieles über mich selber gelernt und dementsprechend auch an mir selber gearbeitet und mich persönlich weiterentwickelt. Es ist spannend, anspruchsvoll und auf jeden Fall lohnenswert. Wir sind ein bisschen wie eine sehr große Familie!“

Annalena dagegen ist inzwischen schon am Ende ihres sechsmonatigen FSJ. Rückblickend sagt sie: „Ich konnte hier viel mehr als erwartet eigenständig arbeiten, zum Beispiel mit den Jugendlichen auf Ausflüge und andere Aktivitäten gehen. Es war sehr schön, täglich gute Rückmeldungen vom Team und den Jugendlichen zu hören oder zu spüren. Ich hatte das FSJ hier ja gemacht, um mich zu orientieren, ob ich Soziale Arbeit studieren möchte. Da hat mir die Zeit hier super geholfen und jetzt bin ich mir auch sicher, dass ich das machen möchte.“

 

 

FSJ in der Kapriole, eine freie demokratische Schule in Freiburg

Marcel Gatzke (20) leistete sein FSJ in der Kapriole - Freie Demokratische Schule in Freiburg. In einem Interview erzählt er uns von seinen Erfahrungen an einer ganz anderen Schule. 

Wie sieht dein typischer Tagesablauf aus?

Eigentlich sind die Essenszeiten das einzig feste in meinem Tagesablauf – ansonsten sieht jeder Tag anders aus. Morgens starten wir meistens mit der Teamsitzung. Danach verbringe ich vor allem Zeit mit den Grundschulkindern. Das Schulkonzept der Kapriole unterscheidet sich dabei grundlegend von dem anderer Schulen: Es gibt hier keine Klassen oder Unterrichtsstunden, sondern die Kinder entscheiden, was sie tun. Wir machen verschiedene Lernangebote, die von den Kindern wahrgenommen werden können. Vormittags finden immer drei Lernblöcke statt. Hier biete ich zum Beispiel Englisch Lernen an. Manche Kinder kommen regelmäßig zum Angebot, andere wiederum unregelmäßig oder nur einmalig, was natürlich eine große Herausforderung für die Planung ist.

Mittags gibt es dann ein gemeinsames Essen und am Nachmittag werden die Kinder wieder abgeholt. Oft bin ich auch einfach im Haus unterwegs und begleite Kinder spontan bei verschiedenen Lern- oder Spielangeboten, zum Beispiel wenn jemand die Holzwerkstatt nutzen möchte.

Warum hast du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden?

Nach dem Schulabschluss wollte ich ein Praktikum machen, um dieses für das Lehramtsstudium angerechnet zu bekommen. Über den Landesverband Badisches Rotes Kreuz wurde mir die Kapriole als FSJ-Stelle vorgeschlagen. Ich habe dort einen Tag lang hospitiert und dann dachte ich: Warum eigentlich nicht? Die Mitarbeitenden dort sind sehr herzlich und man fühlt sich sehr schnell aufgenommen.

Was war dein eindrücklichster Moment?

Ich denke, es sind vor allem die kleinen Lernerfolge der Kinder, die einem in Erinnerung bleiben. Einmal habe ich einer Schülerin das Alphabet beigebracht und nach einer Weile richtige Erfolge bemerkt. Es sind auch schöne Momente, wenn Schülerinnen und Schüler Vertrauen zeigen. Zum Beispiel als ich mal gefragt wurde, wann ich denn nach meinem FSJ-Jahr wieder zurück an die Schule komme. Natürlich werde ich auch herausfordernde Momente mit anspruchsvollen Schülerinnen und Schülern nicht vergessen.

Was waren die größten Herausforderungen für dich?

Insgesamt denke ich, dass die Arbeit mit Kindern ein beständiger Prozess des Lernens ist. Es fühlt sich alles sehr zusammenhängend an, sodass ich gar keine einzelnen Herausforderungen nennen könnte. Es hängt auch damit zusammen, dass man die Kinder immer besser kennenlernt und einschätzen kann. Dabei muss man aber auch mit anspruchsvollen Kindern rechnen, wodurch man auch seine eigenen Grenzen besser kennenlernt.

Was nimmst du aus deinem Freiwilligendienst mit?

In erster Linie habe ich hier – so einfach es auch klingt – den Umgang mit kleinen Kindern gelernt. Mir wird vor allem die Erkenntnis bleiben, dass Kinder unglaublich differenzierte Charaktere sind. Kein Kind gleicht dem anderen und in der Arbeit mit ihnen ist es ein stetiger Lernprozess. 

Was hast du nach deinem FSJ vor?

Ursprünglich wollte ich nach meinem FSJ Lehrer werden. Nun habe ich mich aus verschiedenen Gründen entschlossen, doch kein Lehramtsstudium anzugehen, sondern ein Studium im Bereich Medientechnik zu beginnen. Auf diesem Weg war das FSJ eine wertvolle Erfahrung für mich.

Was würdest du deinen Nachfolgern mit auf den Weg geben?

Lasst euch voll und ganz auf die Arbeit hier ein. Die Konzepte der Kapriole mögen, besonders wenn man zuvor auf einer Regelschule war, zunächst fremd erscheinen. Doch je mehr man sich einlässt, desto mehr kann man erfahren und auch selbst Verantwortung übernehmen und daran wachsen.

 

 

 

"Warum machst du ein FSJ?" – Wir haben unsere Freiwilligen gefragt!

 

 

 

 

Einsatzstellenbericht: Mission „Demokratie“ von einem anderen Stern

Der deutsche Kosmonaut Alexander Gerst hat bei seiner Rückkehr von der Raumstation ISS ein paar Außerirdische mit auf die Erde gebracht. Diese kennen auf ihrem Stern keine Demokratie, sind jedoch von der Idee der Erdenbürger so fasziniert, dass sie eine Mission zur Erhöhung der Wahlbeteiligung in Deutschland starten: Sobald die Wahlbeteiligung 16-jähriger Erstwähler bei Kommunalwahlen unter 50% sinkt, schaffen die Außerirdischen in dieser Kommune die Ferien ab. …

Dieses skurrile Szenario dient als Einstieg in einen Workshop für Grundschulkinder, an dem unsere FSJlerin Johanna Wehrle mitwirkt. Gemeinsam mit einem weiteren Referenten der Landeszentrale für politische Bildung verwickelt Johanna die Kinder im Rahmen eines Planspiels über Demokratie einen Vormittag lang in spannende Diskussionen über die Privilegien einer demokratischen Verfassung. Johannas Einsatzstelle, die LpB Außenstelle Freiburg, verfolgt das Ziel, mit Bildungs- und Informationsangeboten die Auseinandersetzung mit politischen Themen anzuregen, das Demokratieverständnis zu stärken und gesellschaftliches Engagement zu fördern. Johanna, die sich selbst immer schon sehr für Politik interessiert hat, kann ihre eigene Meinung hier sowohl in kontroversen Kaffeepausen Diskussionen mit den Mitarbeitenden als auch in den Workshops einbringen.  „Die Kolleginnen und Kollegen hier sind sehr diskussionsfreudig und es ist gerne gesehen, wenn man etwas zu einer Kontroverse beiträgt.“ Auch bei der inhaltlichen Erstellung des Programms kann Johanna mitwirken und achtet hier selbstverständlich auf die überparteiliche Position der LpB.

Eigentlich wollte Johanna direkt nach der Schule mit einem Politikstudium beginnen. Doch dann kam sie kurzerhand auf die Idee, vorher noch ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen und ließ sich im Rahmen der FSJ-Stellenvermittlung im Landesverband Badisches Rotes Kreuz beraten. So kam sie zu ihrer jetzige Einsatzstelle, wo neben dem Teamen von Workshops auch Verwaltungstätigkeiten zu ihren Aufgaben gehören: „Klar muss ich manchmal auch die Car-Sharing Autos buchen oder die Broschüren inventarisieren. Das wurde mir auch am Anfang so gesagt und ich mache es gerne. Insgesamt bin ich positiv überrascht, dass ich mehr als anfangs erwartet an der inhaltlichen Arbeit beteiligt bin.“ Zusätzlich ist Johanna für die Aktualisierung der Homepage und den Social Media Auftritt sowie für die Betreuung des Shops zuständig, in dem Schriften und Broschüren an Interessierte verkauft werden. „Auch, wenn es in manchen Fällen schwierig ist, freue ich mich immer, wenn sich mit den Kunden im Shop interessante Gespräche entwickeln und ich ihnen weiterhelfen kann.“    

Johanna schätzt an der Arbeit sehr, dass sie viel Verantwortung übertragen bekommt. So kann sie sich beispielsweise selbst einteilen, wann sie welche Aufgaben erledigt: „Es fühlt sich an wie ‚richtig arbeiten‘ und ich glaube, dass mir das einmal beim Einstieg ins Arbeitsleben helfen kann“. Durch den Kontakt mit Kunden, die im Shop vorbeikommen oder mit anderen Berufsgruppen wie beispielsweise Lehrerinnen und Lehrern ist Johanna überzeugt, weitere wertvolle Erfahrung im Arbeitsumgang zu sammeln. An den eigenen Kolleginnen und Kollegen in der Landeszentrale für politische Bildung schätzt sie die gute Teamatmosphäre und den offenen Umgang. Auf die Frage, ob sie ein FSJ in ihrer Einsatzstelle weiterempfehlen würde, sagt Johanna: „Auf jeden Fall! Hier gibt es so viele verschiedene interessante Tätigkeiten. Es ist alles andere als monoton, ich bekomme Verantwortung übertragen und es macht einfach Spaß!“.

Und so kann Johanna mit Fug und Recht von sich behaupten, mit ihrem freiwilligen Engagement einen Beitrag auf dem eigenen Stern zu leisten.   

 

 

 

Freiwillige sprechen vor Schulklassen über ihre Erfahrungen

Richtig gute Sache: Botschafter sein für unsere Freiwilligendienste. Vom 28.-29. Januar 2019 fand in der Jugendherberge Breisach erneut ein vom Landesverband Badisches Rotes Kreuz organisiertes Botschafterseminar statt. 22 unserer Freiwilligen übten sich darin, Schülerinnen und Schülern authentisch und unterhaltsam von ihrem Freiwilligendienst zu berichten. Denn nach dem Botschafterseminar wollen die Freiwilligen vor Schulklassen - oftmals an ihrer ehemaligen Schule - auf spannende und ehrliche Art erzählen, welche Erfahrungen und auch Herausforderungen ein Freiwilliges Soziales Jahr mit sich bringt.

In dem zweitägigen Seminar lernten die Teilnehmenden ihren eigenen Präsentationsstil besser kennen und reflektieren. Es wurden Videos von Vorträgen analysiert und Tipps zur Vortragsrhetorik ausgetauscht. Dazu kamen eine Menge Spaß und das Kennenlernen anderer Freiwilliger aus unterschiedlichen Einsatzbereichen.

 

 

 

FSJ im Kinder- und Jugendbüro – „Eine gute Wahl für meine Zukunft“

Unsere FSJlerin Denise Meyer berichtet aus ihrer Arbeit im Kinder- und Jugendbüro Baden-Baden, das sie in ihrem Weg der Berufsausbildung im sozialen Bereich bestärkt hat:

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ist nicht nur ein Jahr, in dem man sich sozial engagiert. Für mich war es viel mehr, es war genau das, was ich für die Entscheidung über meine weitere berufliche Zukunft gebraucht habe.

Seit dem 1. September 2017 bin ich FSJlerin im Kinder- und Jugendbüro Baden-Baden. Das Team besteht aus der Leitung, Sozialpädagogen, dualen Studierenden, Bürokräften und drei FSJ-Leistenden. Hier ist jeder herzlich willkommen und kann sich sofort von Anfang an einbringen. Man bekommt jederzeit viel Hilfe und Unterstützung von den Kollegen.

Die FSJler und FSJlerinnen sind hauptsächlich für die Jugendtreffs in Baden-Baden zuständig: die JuBe in Baden-Baden, die Lila Villa im Rebland, den Jugendtreff in Haueneberstein und den Jugendtreff in Sandweier. Bei den Jugendtreffs in Sandweier und Haueneberstein kümmere ich mich um die Einkäufe und beteilige mich an der Eventplanung. Dabei arbeite ich eng mit den Jugendlichen zusammen und erlebe jeden Tag etwas Neues. Die Arbeit macht einfach sehr viel Spaß und jeder Tag ist abwechslungsreich und spannend.  Außerdem kann man hier sehr viel kreativ arbeiten – wenn es zum Beispiel um Flyer- oder Plakatgestaltung geht. Phantasie ist auch  bei der Eventplanung gefragt. Jeden Donnerstag findet im Jugendtreff Sandweier die Mädchenzeit statt. Diese bereite ich immer zusammen mit dem Treffleiter aus Sandweier vor. Hier koche, male, bastle und spiele ich immer mit  Mädchen im Alter zwischen 7 und 12. Der Treffleiter unterstützt mich. Kreativität kennt hier keine Grenzen. Ich empfehle jedem, der Spaß am Umgang mit Kindern und Jugendlichen und an der Arbeit im Team hat, ein FSJ im Kinder- und Jugendbüro zu machen.

Das FSJ hat mir sehr viel weiter geholfen. Dadurch wurde mir auch klar, in welche Richtung ich später in meinem Beruf gehen möchte. Ab dem 1. Oktober 2018 werde ich hier im Kinder-und Jugendbüro Baden-Baden mein Duales Studium antreten und freue mich schon auf die weiteren kommenden Jahre.

 

 

 

Einsatzstellenportrait: LBZ St. Anton in Riegel

Wir haben unsere FSJ-Leistenden Dominik Fischer und Nicole Schick im Lösungsorientierten Bildungs-, Beratungs- und Betreuungszentrum St. Anton in Riegel besucht. In einem kurzen Interview erzählen sie von ihrer Einsatzstelle und ihrem FSJ in der Tagesgruppe im LBZ St. Anton, wo sie Kinder im Alter von 9 bis 15 Jahren betreuen.

 

Wie sieht der typische Tagesablauf eines FSJlers in der Tagesgruppe aus?

Nicole: Normalerweise kommen die Kinder unserer Gruppe nach der Schule zu uns. Wir richten das Mittagessen, essen gemeinsam, betreuen bei den Hausaufgaben, verbringen den Nachmittag mit den Kindern und fahren sie nach einem kleinen Abendessen wieder nach Hause. Eigentlich sieht jeder Tag auch ein bisschen anders aus. Montags ist zum Beispiel immer Café am Vormittag, dienstags ist Teamsitzung, mittwochs Essensfahrt und freitags ist Putztag.

Dominik: Wir gehen eigentlich jeden Tag raus, wobei man sich oft mit den anderen Gruppen trifft. Manchmal machen wir auch Ausflüge, zum Beispiel ins Grüne oder ins Schwimmbad. Auch im Winter gehen die Kinder gerne an die frische Luft.

Warum habt ihr euch für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden?

Nicole: Nach meinem Abi wusste ich einfach nicht, was ich danach machen möchte. Man musste ja immer auf die Prüfungen lernen und konnte gar nicht herausfinden, was einem am meisten gefällt. Schließlich habe ich mich für ein FSJ entschieden, um zu sehen, ob der soziale Bereich zu mir passt. Es ist eine tolle Orientierungshilfe und eine wertvolle Zeit für sich selbst. 

Dominik: Bei mir war es ähnlich. Da ich mir vorstellen konnte, im sozialen Bereich zu arbeiten, konnte ich durch das FSJ erfahren, ob das die richtige Richtung für mich ist. Erst wollte ich im Kindergarten arbeiten, aber hier hat man viel mehr Möglichkeiten: Man kann auch mal mit den Kindern Fußball spielen oder Schwimmen gehen.

Was war euer eindrücklichster Moment?

Nicole: Es gibt viele tolle Momente, sodass ich gar nicht einen nennen kann, der besonders hervorsticht. Es ist toll, wenn man merkt, dass man die Kinder unterstützt. Ein Kind habe ich zum Beispiel beim allerersten Mal Schlittschuhlaufen begleitet. Wenn die Kinder Zeit mit einem verbringen wollen, ist das eine tolle Rückmeldung. Besonders schön finde ich auch, dass die Arbeit mit den Kindern sich manchmal wie Freizeit anfühlt, zum Beispiel wenn man einen Ausflug macht.

Dominik: Das tolle ist, dass die Kinder einem vertrauen. Man bekommt etwas zurück für das, was man gibt. Auch im Team der Mitarbeiter fühlt es sich an, als wären wir eine große Familie. Außerdem passiert auch jeden Tag etwas Witziges oder Unerwartetes – zum Beispiel wenn die Kinder in ihrer eigenen Sprache reden oder lustige Sprüche bringen.

Was waren die größten Herausforderungen für euch?

Dominik: Die Kinder testen sehr viel und man muss sich behaupten. Da hilft am meisten, einfach die Ruhe zu bewahren.

Nicole: Ja, am Anfang traut man sich vielleicht manches noch nicht. Aber auch wenn man sich manchmal durchsetzen muss, sind die Kinder nicht nachtragend.

Was nehmt ihr aus eurem Freiwilligendienst mit?

Dominik: Es lohnt sich, mit anderen gemeinsam voranzukommen und kein Einzelkämpfer zu sein. Das lernt man nicht nur in der Einsatzstelle, sondern auch auf den FSJ-Seminaren.

Nicole: Auch wenn man sich manchmal nicht so viel zutraut, ist es wichtig darüberzustehen und das Positive zu sehen. Fehler passieren – sie sind dafür da, daraus zu lernen.

Was habt ihr nach eurem FSJ vor?

Nicole: Ich will in der sozialen Richtung bleiben und in diesem Bereich studieren. Als Studienrichtung kann ich mir soziale Arbeit, Erziehungswissenschaften oder Pädagogik vorstellen.

Dominik: Ich möchte gerne eine Ausbildung zum Erzieher machen. Davor nehme ich mir aber noch etwas Zeit zur Selbstfindung.

Wie fühlt sich der Abschied vom FSJ nächste Woche an?

Dominik: Es war eine Zeit mit vielen Eindrücken. Am Anfang dachte ich, schaffe ich das? Und jetzt habe ich das noch gar nicht realisiert, dass es bald vorbei ist. Der Abschied fällt auf jeden Fall schwer.

Nicole: Ja, am Anfang denkt man, kriege ich das hin? Und dann verbringt man jeden Tag mit den Kindern und da gibt es viele Erfolgserlebnisse und schöne Momente. Das wird mir fehlen.

Was würdet ihr euren Nachfolgern mit auf den Weg geben?

Dominik: Wichtig ist, dass man nicht alles so ernst nimmt, was die Kinder sagen. Vielleicht klingt es in einem Moment sehr wütend, aber man sollte darauf vertrauen, dass sie einen weiterhin mögen.

Nicole: Es ist immer gut, sich auf das Positive zu konzentrieren. Auch wenn die Kinder sich manchmal ärgern oder gar verletzende Dinge sagen, sind sie doch nie nachtragend und man kann viele schöne Momente mit ihnen erleben.

 

 

 

 

Team der internationalen Freiwilligendienste gewinnt Ehrenpreis

Der Landeswettbewerb des DRK-Landesverbandes Badisches Rotes Kreuz e. V. fand in diesem Jahr am 7. Juli 2018 in Hornberg statt. In einem Parcours aus 20 Stationen aus den Bereichen Erste Hilfe, Sanitäts- sowie Betreuungsdienst wurden den Teilnehmenden praktische und theoretische Aufgaben gestellt. Dabei bewiesen die ehrenamtlichen Akteure in nachgestellten Notfallszenen ihr Können und zeigten ihr Rotkreuzwissen. Dafür, dass die zu bewältigenden Notsituationen wirklich realistisch wirkten, sorgten 35 Notfalldarstellende.

Mit dabei war das internationale Team „Chimexis“, bestehend aus jungen Menschen aus Chile und Mexiko, die derzeit in Freiburg ihren Freiwilligendienst ableisten. Für ihren herausragenden Einsatz im Betreuungsdienst erhielten die Teilnehmenden des fünfköpfigen Teams einen Ehrenpreis, der als Wanderpokal verliehen wurde.

 

 

 

„Kann es nur weiterempfehlen“ – FSJ im Kindergarten

Seinem Berufswunsch Erzieher kommt der Oberkircher Nico Schneider derzeit im Kindergarten »Schwester Giovanna« näher. Dort leistet der 20-Jährige noch bis Mitte August ein Freiwilliges Soziales Jahr ab.

In den unterschiedlichsten Bereichen der Stadt Oberkirch leisten junge Männer und Frauen ihr Freiwilliges Soziales Jahr, kurz FSJ, ab. Nico Schneider (20) aus Oberkirch, erklärt, weshalb er sich für ein FSJ im Kindergarten »Schwester Giovanna« entschieden hat und welche Erfahrungen er hier bereits machte. »Mir war schon recht früh klar, dass ich einmal eine Ausbildung zum Erzieher machen wollte. Schon als Schüler habe ich in einigen Oberkircher Kindergärten ein Praktikum gemacht. Das FSJ habe ich begonnen, um die Zeit bis zum Beginn meiner Ausbildung zu überbrücken«, meint Schneider. Im städtischen Kindergarten »Schwester Giovanna« sei er in allen Gruppen im Einsatz, so dass er alle Kinder kenne. »Ich spiele viel mit den Kindern, bastele auch viel mit ihnen «, schildert er seine Tätigkeit. Gerade den Kleineren in der Baum- und Bärengruppe lese er auch vor. Jeden Mittwoch ist der Naturtag. Bei entsprechendem Wetter geht es zum Beispiel mit den Kindern zum Waldstück des Kindergartens bei der Schauenburg oder in den Stadtgarten. »Weiter kümmere ich mich um Küche und Bistro. Nach dem Morgenkreis frühstücken die Kinder im Bistro des Kindergartens«, erzählt Schneider. Danach räume er das Bistro auf. Das Mittagessen werde von einer örtlichen Metzgerei gebracht. »Ich bereite dann den Mittagstisch vor, decke den Tisch und kümmere mich darum, dass das Essen warm bleibt.« Bei den Teamsitzungen der Erzieherinnen sei er auch dabei. Sein Fazit zum FSJ: »Ich kann es nur weiter empfehlen. Kein Tag ist wie der andere. Man lernt sehr viel, gerade auch über Arbeit im Team. Es macht wirklich viel Spaß.« Bis Mitte August werde er noch im Kindergarten »Schwester Giovanna« sein, wie geplant, habe er sich um einen Ausbildungsplatz als Erzieher beworben.

Quelle: Ulrich Reich/Stadt Oberkirch (veröffentlicht am 30.06.18 im Offenburger Tageblatt)
Foto: Stadt Oberkirch

 

 

 

Einsatzstellenportrait: Naturkita Mundenhof

Eine unserer FSJ-Einsatzstellen ist die Naturkita Mundenhof in Freiburg.

Wir haben unseren Freiwilligendienstleistenden Kilian dort besucht und ihm ein paar Fragen zu der Einsatzstelle und dem Freiwilligendienst gestellt.

Was möchtest Du in Deinem Freiwilligen Sozialen Jahr noch lernen?

Ich möchte einen besseren Umgang mit den Kindern allgemein erlernen, insbesondere bei Streitsituationen.

Würdest Du Dein Freiwilliges Soziales Jahr weiterempfehlen?

Ja auf jeden Fall. Es ist eine sehr coole Atmosphäre, ein tolles Team, super Kinder und man ist viel draußen. Außerdem kann man seine Mittagspause zwischen Ziegen und Lamas verbringen. 

Warum hast Du Dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden?

Nach meinem Schulabbruch wusste ich nicht, was ich machen soll. Ich wollte mich orientieren.

Warum hast Du Dich für diese Einsatzstelle entschieden?

Ich bin über Bekannte auf diese Einsatzstelle aufmerksam geworden.

Was nimmst Du aus deinem Freiwilligendienst mit?

Kompetenzen im Umgang mit Kindern, beim Streitschlichten und Spielen. Ich habe durch die Kinderbetreuung gelernt Verantwortung zu übernehmen und im stressigen Kita-Alltag vorausschauend zu handeln und den Überblick zu behalten.

Was würdest Du Deinem Nachfolger mit auf den Weg geben?

Wenn Du mit dem Fahrrad kommst, zieh immer eine Regenhose an. Wenn Du nicht dem Fahrrad kommst, fang damit an.