Einsatzbereich Einrichtungen für Geflüchtete

„Der Teil, der mein FSJ besonders macht, ist die Arbeit mit Geflüchteten”

Ein FSJ im Begegnungszentrum St. Vinzenz in Sinzheim

Ich bin Lea Stucke, 20 Jahre alt und komme aus Sinzheim. Mein FSJ mache ich im Begegnungszentrum St. Vinzenz der Gemeinde SinzheimIch habe viele verschiedene Aufgabenbereiche: Die Kernzeitbetreuung von Schulkindern und der Jugendtreff sind jeweils ein Teil meiner Aufgaben, leider kommt dieser Bereich durch Corona derzeit ein bisschen zu kurz. Der dritte Teil, der mein FSJ besonders macht, ist die Arbeit mit Geflüchteten.

 

Das Begegnungszentrum St. Vinzenz ist ein fünfstöckiges Haus, in dem ganz unterschiedliche Bereiche untergebracht sind. In den ersten zwei Etagen befindet sich die Kernzeitbetreuung, der Jugendtreff, das Café International und ein paar Gruppenräume. In den oberen Etagen gibt es Wohnungen, in denen unter anderem geflüchtete Menschen wohnen.
Aber was kann man sich unter Flüchtlingsarbeit vorstellen? Welche Projekte organisieren wir für die Geflüchteten? Was sind meine Aufgaben? Kurzgefasst: Zusammen mit dem Sozialarbeiter der Gemeinde, der Integrationsbeauftragten und den Mitarbeitenden vom Ordnungsamt sind wir die primären Ansprechpersonen für diese zugewanderten Menschen. Wir helfen ihnen bei allen möglichen Problemen und beantworten ihre Fragen. Wir unterstützen sie bei der Integration, wo immer wir können. Was das im Einzelnen bedeutet, das erfahrt ihr alles jetzt:

Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe

Zum Beispiel helfe ich den Kindern im Rahmen der Hausaufgabenbetreuung bei ihren Hausaufgaben in Mathe, Französisch oder Deutsch. Einem Kind gebe ich auch zweimal die Woche Nachhilfe, weil es noch nicht so gut Deutsch sprechen kann. Spielerisch versuche ich ihr Deutsch zu verbessern. Memory ist dafür eine gute Möglichkeit, da auf den Karten der Gegenstand gemalt und das Wort geschrieben ist. Bei den Hausaufgaben helfe ich dem Mädchen, wenn es Schwierigkeiten hat und erkläre es ihm auch schon mal in seiner Muttersprache auf Französisch, wenn es die Aufgabe auf Deutsch nicht versteht. Es macht mir Spaß, den Schulkindern die Sachen zu erklären und zu sehen, wie sie sich verbessern.

 

Sprachkurse

Für Frauen und Mütter mit kleinen Kindern haben wir einen Sprachkurs organisiert. Dieser war eigentlich als Präsenzunterricht geplant, musste dann aber wegen Corona leider ausfallen. Inzwischen konnten wir es so organisieren, dass der Sprachkurs größtenteils online stattfindet. Jede der elf Teilnehmerinnen hat dafür ein Laptop erhalten, mit dem sie an der Schulung teilnehmen können. Das klappt eigentlich ganz gut. Vier halbe Tage haben sie Online-Unterricht und jeden Montag treffen sich die Frauen nacheinander mit der Lehrerin. Dort werden ihnen neue Arbeitsblätter ausgeteilt und offene Fragen beantwortet. 

Hilfe bei Wohnungs- und Jobsuche

Ab und zu kommen die Geflüchteten auf uns zu, wenn sie Hilfe bei der Wohnungssuche, Bewerbungen oder anderen Dingen brauchen.

Wenn sie Hilfe bei der Wohnungssuche brauchen, suche ich im Internet und in der Zeitung nach geeigneten Wohnungen und schaue, ob der Preis und die individuellen Anforderungen passen. Unser größtes Ziel ist die Integration der zugewanderten Menschen in unsere Gesellschaft. Sie sollen zukünftig komplett eigenständig sein und z. B. eine gute Arbeit finden, um sich somit irgendwann eine eigene Wohnung leisten zu können. Wir unterstützen sie in allem, damit sie in der Zukunft diese und andere Ziele erreichen können. Ich helfe ihnen deshalb auch beim Bewerben und Erstellen eines Lebenslaufes.

Computerkurse

Eine interessante Aufgabe war für mich, einen Computerkurs für Frauen und Mütter zu planen. Viele der zugewanderten Frauen kennen sich noch nicht gut mit Computern und Laptops aus und müssen erst mal die Basics kennenlernen. Ich habe ein Konzept erstellt, wie man z. B. eine Business-Mail oder eine Mail an Freunde schreibt. Diesen Computerkurs konnte ich durch die verschärften Coronamaßnahmen leider nicht anzubieten. Ich hoffe, dass es in ein paar Monaten dennoch die Möglichkeit geben wird, die Schulung wie geplant durchzuführen.

 

Berichte und Präsentationen

Einmal im Jahr muss die Integrationsbeauftragte dem Gemeinderat die aktuellen Zahlen zur Integration zugewanderter Menschen in Sinzheim vorstellen, dafür habe ich die PowerPoint-Präsentation zusammengestellt. Die Präsentation zeigt z. B. auf, wie viele Flüchtlinge gerade in Sinzheim wohnen und ob sie allein, mit Kind oder als ganze Familie hier leben, aus welchem Land sie kommen, ob sie eine eigene Mietwohnung haben und vieles mehr. Dadurch kann man die Entwicklung verschiedener Aspekte mit der des Vorjahrs vergleichen und schauen, was sich verbessert hat. In diesem Jahr haben beispielsweise mehr Geflüchtete einen eigenen Mietvertrag bekommen als letztes Jahr. Dies ist eine positive Entwicklung, worüber wir uns alle sehr freuen.

Quarantäne und Umzüge

Ein weiterer Teil meiner Aufgaben war das Einrichten der Quarantänewohnung. Das Zimmer wurde ausgestattet mit Bettwäsche, Geschirr und Essensvorräten, die wir eingekauft haben. Dies müssen wir machen, da die Personen, die verreist waren, nicht einfach wieder in ihr Zimmer zurückkönnen. Sie müssen ca. 14 Tage in Quarantäne und sich auf das Coronavirus testen lassen. Um ihre Mitbewohner zu schützen, haben wir diese Quarantänewohnung eingerichtet. Wenn nach der Quarantäne alles in Ordnung war, konnten sie wieder zurück in ihr eigenes Zimmer.
Zurzeit stehen bei uns im Begegnungszentrum St. Vinzenz Umzüge von mehreren Personen in andere Zimmer an, weil neue Leute dazukommen und dann die bisherige Zusammensetzung nicht mehr passt: So kann eine Frau zum Beispiel nicht in eine Männer-WG einziehen. Wir müssen dann die Zimmerbelegung umstrukturieren. Ich helfe ihnen dann beim Umziehen. Das ist viel Arbeit, denn die Betten und Schränke müssen ab-, im anderen Zimmer wieder aufgebaut und alles muss eingeräumt werden.

Orientierungsmappen zur Begrüßung

Kommen die neuen Bewohner:innen zum Beispiel von einer Gemeinschaftsunterkunft in Rastatt in die Anschlussunterbringung zu uns nach Sinzheim, bekommen sie eine Begrüßungsmappe ausgehändigt. Diese bereite ich vor der Ankunft vor. In dieser befinden sich wichtige und hilfreiche Sachen, wie etwa die Namen ihrer Ansprechpersonen bei der Kommune und im Landratsamt mit Telefonnummern, die Lage des Einkaufladens, der Apotheke und vielem mehr. Diese Mappe dient zu einer ersten Orientierung in Sinzheim und soll helfen sich hier zurechtzufinden.

Mein FSJ ist unglaublich abwechslungsreich. Ich bin froh, mich für das Freiwillige Soziale Jahr im Begegnungszentrum St. Vinzenz entschieden zu haben. Das würde ich wirklich empfehlen: Egal wo und egal, ob nur ein halbes Jahr oder länger – ihr werdet auf jeden Fall davon profitieren!

­– Lea Stucke (20), machte ihr FSJ im Begegnungszentrum St. Vinzenz der Gemeinde Sinzheim