Einsatzbereich Krankentransport (Rettungsdienst)

Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst

Arbeitstag von Chiara Dilberger beim DRK-Kreisverband Emmendingen.

Kreis Emmendingen (mkt). Schulabschluss in der Tasche, Berufsausbildung beendet – und jetzt? Die 19-jährige Chiara aus Elzach entschied sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Beim DRK Kreisverband Emmendingen bekam sie das Angebot, sich zum Rettungshelfer ausbilden zu lassen und im Rettungsdienst zu arbeiten.

„Rettungsdienst – kann ich das?“, fragte sich Chiara Dilberger. Spätestens beim Bewerbungsgespräch wurden ihre Zweifel ausgeräumt. Sie merkte schnell: Wer dem Klischee vom Blaulicht-Junkie nachhängt, der mit heulenden Sirenen durch tiefe

Großstadtschluchten jagt und nach vollbrachter Heldentat lässig seine Zigarette pafft, wird enttäuscht sein. Ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst spielt sich überwiegend im Krankentransport ab – nur ganz selten mit Blaulichteinsätzen. Trotzdem ist es kein leichter, sondern ein ungemein anspruchsvoller Job, wie ein Arbeitstag von Chiara Dilberger zeigt:

 

Montagmorgen, kurz vor 8 Uhr: Chiara Dilberger und Jonas Haberstroh checken den an der Rettungswache Elzach stationierten Krankentransportwagen (KTW) durch. „Das wird grundsätzlich zu Schichtbeginn gemacht“, erklärt Chiara. Sie prüfen die medizinischen Geräte und die Ausstattung ihres Fahrzeugs auf Funktion und Vollständigkeit, bevor sie sich über Funk bei der Integrierten Leitstelle Emmendingen einsatzbereit melden. Die schickt auch schon den ersten Auftrag: Eine Verlegung aus der BDH-Klinik Elzach in die BDH-Klinik Waldkirch. Routiniert rangiert Chiara das große Fahrzeug in die Liegend-Anfahrt der Rehaklinik. Zielsicher marschieren sie durch ein wahres Labyrinth von Gängen und Fluren auf die angegebene Station, wo sie sich mit einem fröhlichen „Guten Morgen!“ melden. Ihr Patient habe vor einigen Wochen einen schweren Schlaganfall erlitten, erfahren sie vom zuständigen Pfleger. Sein Sprachzentrum sei gelähmt. Er könne sich nur mit den Augen verständigen, verstehe aber alles, was man sagt.

 

Für die weitere künstliche Ernährung muss eine spezielle Sonde gelegt werden. Dieser kleine operative Eingriff wird in der BDH-Klinik Waldkirch vorgenommen. Anschließend soll Herr M. wieder nach Elzach zurück verlegt werden.
Derart informiert gehen Chiara und Jonas gemeinsam mit dem Pfleger ins Patientenzimmer. Sie stellen sich vor, fragen, wie es ihm geht und ob er damit einverstanden ist, dass sie ihn aus dem Bett holen. Das zustimmende Augenzwinkern zeigt, dass der Patient sie verstanden hat. Für den Transfer aus dem Bett auf die Liege nutzen sie ein spezielles Rollbrett, das zur Grundausstattung jedes Krankentransportwagens gehört. Vorsichtig wird Herr M. in das Fahrzeug geschoben. Mit großer Umsicht steuert Chiara das schwere Fahrzeug über die kurvenreiche Strecke talabwärts.
In der BDH-Klinik Waldkirch angekommen bringen sie ihren Patienten in die Endoskopie, wo der Eingriff stattfinden soll. Hier wird Herr M. schon erwartet, eine Untersuchungsliege, auf die er wieder mit Hilfe des Rollbretts gelegt wird, ist schon vorbereitet. „Alles Gute für Sie!“, verabschieden sich Chiara und Jonas von ihrem Patienten, denn schon wartet der nächste Auftrag auf sie: Eine Verlegung aus der Zentralen Notaufnahme der Uniklinik Freiburg ins Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Emmendingen.
Im Zusatztext steht die Bemerkung: „Mit Polizeibegleitung“. „Das verspricht nichts Gutes“, ahnt Jonas. In der Notaufnahme wird ihnen ein junger Mann übergeben, der in der Nacht zuvor einen Selbstmordversuch begangen hat. Nach der medizinischen Versorgung in der Uniklinik soll nun die psychiatrische Behandlung folgen. Dafür muss er in die dafür zuständige Spezialklinik nach Emmendingen verlegt werden. Da er jedoch noch immer nicht zurechnungsfähig ist und nicht ausgeschlossen werden kann, dass er sich erneut etwas antut, wird der Transport von der Polizei begleitet. Während ein Beamter sich gemeinsam mit Jonas in den Patientenraum setzt, fährt der zweite im Streifenwagen hinterher. Im ZfP angekommen übernimmt Chiara die Anmeldung des Patienten. Kurz darauf erscheint der Aufnahmearzt und beginnt ein erstes orientierendes Gespräch mit ihm.

Die Übergabe erfolgt kurz und routiniert. Für Chiara und Jonas steht jetzt die Mittagspause auf dem Programm. Dafür steuern sie die Rettungswache Emmendingen an. Im großen Aufenthaltsraum treffen sie auf andere Besatzungen, die hier ebenfalls ihre Pause verbringen. Man berichtet sich gegenseitig von den Erlebnissen des Tages, macht Scherze. Die Stimmung ist gelöst, es wird viel gelacht.

Am 30. September endet ihr Freiwilliges Soziales Jahr. Und was kommt dann? „Auf alle Fälle mache ich jetzt erst einmal die Weiterbildung zum Rettungssanitäter“, denn dem Rettungsdienst wolle sie treu bleiben. Ob sie sich hier auch ihre berufliche Zukunft vorstellen kann?  „Mal schauen, vielleicht bewerbe ich mich ja auch um eine Ausbildungsstelle zum Notfallsanitäter“.

Die DRK-Kreisverbände bieten in der Abteilung Rettungsdienst häufig Plätze für Freiwilligendienstleistende an. Voraussetzung für eine Bewerbung ist das vollendete 18. Lebensjahr und ein PKW-Führerschein.