Einsatzbereich kulturelle Einrichtungen

Genau die richtige Entscheidung – ein FSJ der besonderen Art

Freiwilliges Soziales Jahr im Theater – Meine Arbeit vor dem Lockdown

Ich bin Jarina und ich mache mein Freiwilliges Soziales Jahr in einem kleinen Privattheater in Singen: im Theater „Die Färbe“. Ursprünglich wollte ich eine Lehre zur Schreinerin machen, aber dann kam Corona dazwischen…

Da ich mich schon immer für Theater interessiere, war ein FSJ in diesem Bereich von Anfang an mein Notfallplan und im Rückblick definitiv die richtige Entscheidung!

Die Färbe“ hatte anfangs zwei Stücke parallel geplant: „Kunst“ von Yasmina Reza, eine gesellschaftskritische Komödie, welches unter anderem auch drei Gastspiele an anderen Spielstätten hatte. Und „Die Eisbärin“ von Eva Rottmann, ein Klassenzimmerstück mit nur einer Schauspielerin. Leider durfte dieses Stück schon bald nicht mehr in den Schulen aufgeführt werden.

Ein weiteres Stück war zwar geplant – es hat den Titel „Cyrano de Bergerac“ – doch vor der Premiere mussten wir es leider absagen. Falls es irgendwann doch aufgeführt werden sollte, dann leider mit den nächsten FSJlern.

Aufgrund der aktuellen Situation konnte ich vorerst also leider nur zwei Produktionen komplett miterleben.

Eine Theater-Produktion, wie läuft das ab?

Allgemein wird ein Theaterstück ein oder zwei Monate lang einstudiert, feiert dann Premiere und wird dann ca. zwei Monate lang aufgeführt.

Da schon seit Mitte August fleißig geprobt wurde, bin ich mit dem Start meines FSJ mitten in die Proben reingeplatzt. Die Rollen waren schon längst verteilt, der Text gelernt und die Schauspieler:innen standen bereits mit einem provisorischen Bühnenbild auf der Bühne.

An meinem ersten Tag in „der Färbe“ wurde ich zunächst allen vorgestellt und dann wurde mir direkt erklärt, welche Aufgaben ich übernehmen soll. Und von da an war ich bei den Proben der Stücke morgens und abends mit dabei.

Da das Theater vor Beginn meines Freiwilligendienstes gerade einen Leitungswechsel hatte, war auch hinter den Kulissen einiges los. Alle Veränderungen, der neue Spielplan, die Regisseure und das Ensemble sollten beim jährlichen Sommerfest dem Publikum und Presse vorgestellt werden. Und dieses Fest war zugleich meine Premiere an der Technik: Zwischen den ganzen Reden gab es Gesangseinlagen des Ensembles und ich habe dafür gesorgt, dass man davon auch was hört! Mit den Aufzeichnungen meines Vorgängers kam ich schnell dahinter, wie alles funktioniert.

Doch was genau sind denn nun die Aufgaben bei einem FSJ in einem Theater?

Zusammen mit meinem FSJ-Kollegen kümmere ich mich um die Technik vor und während den Aufführungen, also zum Beispiel Scheinwerfer warten, aufhängen und einleuchten, viele Kabel verlegen und den Ton einstellen.

Die Licht- und Tontechnik übernahm ich das erste Mal bei „Kunst“ und obwohl ich die Technik bis jetzt nur bei einem Stück übernehmen konnte, sind die Aufführungstage die coolsten. Das Aufbauen und das Einleuchten der Szenen können sehr aufwendig sein und viel Geduld abverlangen, aber das Ergebnis macht einfach nur Spaß!

Am Anfang hatte ich ein wenig Angst vor so viel Verantwortung – schließlich verlassen sich die Menschen auf der Bühne, dass ich ihnen rechtzeitig richtiges Licht gebe und die passende Musik abspiele – aber es war alles halb so wild. Einmal gelernt, hat man es drin und wenn ein Fehler passiert, nimmt es mir niemand übel.

Nebenbei sind wir auch für die Online-Präsenz des Theaters und teilweise auch die Regieassistenz oder Hausmeistertätigkeiten zuständig.

Vor Beginn der Veranstaltungen weise ich außerdem die Besucher:innen ihren Plätzen zu und überprüfe, ob alles was Lärm machen könnte, bei den Aufführungen ausgeschaltet ist.

Und als wir dann während des Lockdowns nicht mehr Proben oder Aufführen durften, wurde stattdessen der Fundus ausgemistet. Alle halfen mit beim Sortieren und Ausräumen. So habe ich nebenbei eine umfassende Tour durch die Historie „der Färbe“ gemacht, denn es gab einiges zu entdecken und meine Kolleginnen und Kollegen standen mir für alle Fragen zur Verfügung.

Mittlerweile dürfen wir auch endlich wieder proben und stehen mit einem Freilichttheater "Bauernopfer" von Detlef Vetten auf der Open Air Bühne. Danach sind schon weitere Stücke in Planung und ich bin sehr glücklich, dass ich in meiner FSJ-Zeit doch noch echten Spielbetrieb erlebe.

Wenn ich sage, ich mache ein FSJ, dann hat niemand meinen FSJ-Platz in einem Theater im Kopf, aber für mich war dieses FSJ der besonderen Art genau die richtige Entscheidung! Letztes Jahr war ich noch traurig darüber, keine Lehrstelle bekommen zu haben, aber mittlerweile bin ich froh über dieses Zwischenjahr, in dem ich so viel lernen und großartige Erfahrungen sammeln konnte. Es war auf jeden Fall keine vergeudete Zeit und ich bin mir sicher, dass ich meine Einsatzstelle auch später noch oft besuchen werde. Ich freue mich auf die verbleibende Zeit und werde es genießen, solange ich es kann!

 

­­– Jarina (20), macht ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Theater "Die Färbe"