FSJ in der Kapriole, eine freie demokratische Schule in Freiburg

Marcel Gatzke (20) leistete sein FSJ in der Kapriole - Freie Demokratische Schule in Freiburg. In einem Interview erzählt er uns von seinen Erfahrungen an einer ganz anderen Schule. 

Wie sieht dein typischer Tagesablauf aus?

Eigentlich sind die Essenszeiten das einzig feste in meinem Tagesablauf – ansonsten sieht jeder Tag anders aus. Morgens starten wir meistens mit der Teamsitzung. Danach verbringe ich vor allem Zeit mit den Grundschulkindern. Das Schulkonzept der Kapriole unterscheidet sich dabei grundlegend von dem anderer Schulen: Es gibt hier keine Klassen oder Unterrichtsstunden, sondern die Kinder entscheiden, was sie tun. Wir machen verschiedene Lernangebote, die von den Kindern wahrgenommen werden können. Vormittags finden immer drei Lernblöcke statt. Hier biete ich zum Beispiel Englisch Lernen an. Manche Kinder kommen regelmäßig zum Angebot, andere wiederum unregelmäßig oder nur einmalig, was natürlich eine große Herausforderung für die Planung ist.

Mittags gibt es dann ein gemeinsames Essen und am Nachmittag werden die Kinder wieder abgeholt. Oft bin ich auch einfach im Haus unterwegs und begleite Kinder spontan bei verschiedenen Lern- oder Spielangeboten, zum Beispiel wenn jemand die Holzwerkstatt nutzen möchte.

Warum hast du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden?

Nach dem Schulabschluss wollte ich ein Praktikum machen, um dieses für das Lehramtsstudium angerechnet zu bekommen. Über den Landesverband Badisches Rotes Kreuz wurde mir die Kapriole als FSJ-Stelle vorgeschlagen. Ich habe dort einen Tag lang hospitiert und dann dachte ich: Warum eigentlich nicht? Die Mitarbeitenden dort sind sehr herzlich und man fühlt sich sehr schnell aufgenommen.

Was war dein eindrücklichster Moment?

Ich denke, es sind vor allem die kleinen Lernerfolge der Kinder, die einem in Erinnerung bleiben. Einmal habe ich einer Schülerin das Alphabet beigebracht und nach einer Weile richtige Erfolge bemerkt. Es sind auch schöne Momente, wenn Schülerinnen und Schüler Vertrauen zeigen. Zum Beispiel als ich mal gefragt wurde, wann ich denn nach meinem FSJ-Jahr wieder zurück an die Schule komme. Natürlich werde ich auch herausfordernde Momente mit anspruchsvollen Schülerinnen und Schülern nicht vergessen.

Was waren die größten Herausforderungen für dich?

Insgesamt denke ich, dass die Arbeit mit Kindern ein beständiger Prozess des Lernens ist. Es fühlt sich alles sehr zusammenhängend an, sodass ich gar keine einzelnen Herausforderungen nennen könnte. Es hängt auch damit zusammen, dass man die Kinder immer besser kennenlernt und einschätzen kann. Dabei muss man aber auch mit anspruchsvollen Kindern rechnen, wodurch man auch seine eigenen Grenzen besser kennenlernt.

Was nimmst du aus deinem Freiwilligendienst mit?

In erster Linie habe ich hier – so einfach es auch klingt – den Umgang mit kleinen Kindern gelernt. Mir wird vor allem die Erkenntnis bleiben, dass Kinder unglaublich differenzierte Charaktere sind. Kein Kind gleicht dem anderen und in der Arbeit mit ihnen ist es ein stetiger Lernprozess. 

Was hast du nach deinem FSJ vor?

Ursprünglich wollte ich nach meinem FSJ Lehrer werden. Nun habe ich mich aus verschiedenen Gründen entschlossen, doch kein Lehramtsstudium anzugehen, sondern ein Studium im Bereich Medientechnik zu beginnen. Auf diesem Weg war das FSJ eine wertvolle Erfahrung für mich.

Was würdest du deinen Nachfolgern mit auf den Weg geben?

Lasst euch voll und ganz auf die Arbeit hier ein. Die Konzepte der Kapriole mögen, besonders wenn man zuvor auf einer Regelschule war, zunächst fremd erscheinen. Doch je mehr man sich einlässt, desto mehr kann man erfahren und auch selbst Verantwortung übernehmen und daran wachsen.